Türkei sieht sich im Streit mit EU am längeren Ast

Der harte Kurs im Umgang mit den traditionellen Verbündeten in Europa und Amerika entspricht der Weltsicht von Präsident Recep Tayyip Erdoğan.
Der harte Kurs im Umgang mit den traditionellen Verbündeten in Europa und Amerika entspricht der Weltsicht von Präsident Recep Tayyip Erdoğan.(c) REUTERS (MURAD SEZER)
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Die Union hat Sanktionen wegen türkischer Erdgas-Suche vor Zypern verhängt. Doch Ankara bleibt gelassen.

Istanbul. Falls die EU gehofft haben sollte, mit ihren Sanktionen gegen Ankara die türkische Erdgas-Suche im Mittelmeer um Zypern stoppen zu können, hat sie sich getäuscht. Sein Land werde die Erforschung der Gasvorräte unter dem Meeresboden als Reaktion auf die EU-Maßnahme jetzt sogar noch verstärken, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Dienstag. Auch im Streit mit den USA um die Lieferung eines russischen Luftabwehr-Systems bleibt Ankara gelassen. Die türkische Regierung sieht sich in der Auseinandersetzung mit den westlichen Partnern am längeren Ast.

Der harte Kurs im Umgang mit den traditionellen Verbündeten in Europa und Amerika entspricht der Weltsicht von Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Obwohl die Türkei politische und militärische Bündnisse mit dem Westen abgeschlossen habe, „sehen wir, dass die größten Bedrohungen von eben dort kommen“, sagte Erdoğan vor wenigen Tagen. Unter seiner Regierung hat sich das Selbstbild der Türkei gewandelt: vom treuen Partner des Westens zur eigenständigen Regionalmacht mit der Entschlossenheit, eigene Interessen durchzusetzen – notfalls gegen Einsprüche der USA und Europas.

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