Schickes Start-up statt elterlichen Gasthauses

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Archivbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In den nächsten zehn Jahren stehen in Österreich rund 41.700 Familienbetriebe vor der Übergabe. Die Jungen haben oft keine Lust mehr, die Firma der Eltern zu übernehmen. Viele Unternehmen werden ins Ausland verkauft.

Wien. Für die Wirtschaft der österreichischen Nachkriegszeit ist es so etwas wie der Gründungsmythos: Arbeiten, mehr arbeiten, sich etwas aufbauen. Den Jungen soll es einmal besser gehen. Und die Firma wird vor der Pension selbstverständlich an den Sohn oder die Tochter übergeben. So war das einmal. Denn die Jungen interessiert das oft nicht mehr. Sie machen lieber ihr eigenes Ding – und dafür gibt es viele Gründe, wie Doris Nöhrer, Expertin für Unternehmensübergaben, erzählt: Die Kinder studieren etwas anders, gehen ins Ausland, wollen ihren eigenen Weg einschlagen. „Und sie haben natürlich gesehen, dass Mama und Papa kaum daheim waren und die Firma immer mit nach Hause genommen haben. Das wollen sie für die eigene Familie nicht.“

Nöhrer berät Unternehmen, die extern weitergegeben, also verkauft werden. Sei es, weil keine Kinder da sind, sei es, weil sie keine Lust haben, den Familienbetrieb weiterzuführen. Das lässt sich auch an Zahlen festmachen. Im Zeitraum von 2018 bis 2027 stehen etwa 41.700 kleine und mittlere Arbeitgeberbetriebe in Österreich vor der Übergabe. Das entspricht 26 Prozent der Klein- und Mittelunternehmen (KMU). Nicht eingerechnet sind die Sparten Industrie, Banken und Versicherung. Dazu kommen noch einmal rund 10.000 Ein-Personen-Unternehmen, die zur Nachfolge anstehen. Das geht aus dem Mittelstandsbericht des Wirtschaftsministeriums von 2018 hervor. Noch immer wird rund die Hälfte der Unternehmen innerhalb der Familie übergeben. „Familienexterne Übergaben haben jedoch in den letzten 20 Jahren stark an Bedeutung gewonnen“, schreiben die Experten.

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