Krimiautor Andrea Camilleri ist tot

Camilleri hat mehr als 100 Bücher geschrieben.
Camilleri hat mehr als 100 Bücher geschrieben. (c) imago images / Independent Photo (via www.imago-images.de)
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Der Schöpfer des eigenbrötlerischen Commissario Montalbano war fast 70, als er den Durchbruch schaffte. Er zählte zu den erfolgreichsten zeitgenössischen Krimiautoren überhaupt.

Mit über zehn Millionen Lesern und Übersetzungen in zwanzig Sprachen konnte er als der erfolgreichste Schriftsteller seines Landes gelten: Der italienische Bestseller-Autor Andrea Camilleri ist tot. Mit 93 Jahren starb er am Mittwoch im Krankenhaus in Rom; er war schon Mitte Juni wegen eines Herzstillstands eingeliefert worden. Zuvor musste er seine Schrifte bereits einer Sekretärin diktieren, er konnte kaum noch sehen.

Der Sizianer Camilleri ist vor allem für die Krimis mit Commissario Montalbano als Protagonist auch im deutschsprachigen Raum bekannt. Er kreierte den eigenbrötlerische Ermittler mit seiner Vorliebe für die sizilianische Küche erst im Pensionsalter. In der deutschen Übersetzung tauchte Montalbano erstmals 1999 in „Die Form des Wassers" auf und fand sofort sein Publikum. Schließlich wurden es mehr als 20 Bücher mit dem Kommissar. Camilleri, so meint die Neue Zürcher Zeitung, läutete sogar eine allgemeine Krimi-Renaissance in Italien ein.

2006 hatte Camilleri seinem sizilianischen Verleger den letzten Montalbano-Roman überreicht und gebeten, die Geschichte erst nach seinem Tod zu veröffentlichen. "Da ich die Alzheimer-Krankheit befürchte, habe ich schon jetzt beschlossen, das Ende der Geschichte zu schreiben. Sie wird erst nach meinem Tod veröffentlicht", erklärte der Autor damals.

Von der Gewerkschaft der Polizei eingeladen

Der Autor galt als kritische Stimme des Landes und warf auch in seinen Geschichten immer wieder ein Schlaglicht auf Themen wie Korruption oder das organisierte Verbrechen. Als er in seinem Krimi „Das kalte Lächeln des Meeres" das Vorgehen der Carabinieri während des G8-Gipfels 2001 in Genua anprangerte, lud ihn die Gewerkschaft der Polizei zu einer Tagung und bat ihn, seine Kritik zu erläutern.

Er hat mehr als 100 Bücher geschrieben, schaffte aber erst mit fast 70 Jahren mit seinen "Montalbano"-Krimis den Durchbruch. Die Bücher wurden 1994 zuerst in Italien veröffentlicht und dann in 30 Sprachen übersetzt. Die Krimis waren auch Vorlage für eine erfolgreiche TV-Serie des italienischen Senders Rai.

Schlagzeilen machte er zuletzt mit kritischen Äußerungen über den italienischen Innenminister Matteo Salvini: Dass dieser sich in der Öffentlichkeit oft mit einem Rosenkranz zeige, rufe Brechreiz in ihm hervor, hatte Camilleri gesagt.

(Red/Ag.)

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