Die legalen Präparate könnten ein Erfolgsbaustein vom Jumbo-Rennstall sein. Nicht alle Teams wollen offen darüber sprechen.
„Marginal Gains“, also minimale Vorteile in allen Bereichen, die in der Gesamtheit den entscheidenden Unterschied ausmachen können. So lautet im Kampf um die entscheidenden Meter und Sekunden bei der Tour de France nicht nur die Zauberformel des Ineos-Rennstalls, der dieses Spielchen über Jahre perfektioniert hat.
Dass das frühere Sky-Team dabei die Grenzen des Erlaubten wie etwa durch medizinische Ausnahmegenehmigungen bei Bradley Wiggins und einen mit großem juristischen Aufwand ausgeräumten erhöhten Asthmamittelbefund von Chris Froome aus- und auch überreizt hat, steht auf einem anderen Blatt. Teamchef Dave Brailsford kann sich jedenfalls damit rühmen, durch Wiggins, Froome und Geraint Thomas sechs der jüngsten sieben Toursiege eingefahren zu haben.
Der Rennstall setzt seit Jahren unter großem finanziellen Aufwand in allen Bereichen neue Maßstäbe. Jedes noch so kleine Detail wurde unter Brailsford verwissenschaftlicht. Ob Rennsattel, Massage-Gel, Luftpolster in Rennanzügen, Fahrradketten mit einer spezial Beschichtung für 6700 Euro pro Stück, eigene Matratzen und Spezialernährung – es sind viele kleine Dinge, die zusammen ihre große Wirkung entfalten. Medizinische Ausnahmegenehmigungen kommen laut Brailsford bei dieser Tour nicht zum Einsatz.
Der nächste (legale) Clou, abseits des ohnehin allgegenwärtigen Dopingschattens, ist offenbar der Einsatz von Ketonpräparaten. Beim Jumbo-Rennstall, der bei der laufenden Tour bisher vier von zehn Etappen gewonnen hat, gehen die Verantwortlichen offen damit um. „Ketone sind Nahrungsergänzungsmittel. Die Substanz steht nicht auf der Verbotsliste“, sagte Teamchef Richard Plugge dem „Telegraaf“.
So offenherzig ist Ralph Denk vom Bora-Team nicht. Er verweist auf „Betriebsgeheimnisse“, bei denen es schließlich nicht um banale Dinge wie den Reifendruck ginge. „Wir wären aber fehl am Platz, hätten wir uns dazu keine Gedanken gemacht“, sagte der Teamchef der Österreicher Patrick Konrad, Gregor Mühlberger und Lukas Pöstlberger. „Das ist kein Doping. Es hat bei uns schon Tests gegeben.“ Ob Ketonpräparate bei Bora zum Einsatz kommen, ließ er offen. Andere Teams wie Sunweb geben an, ob der nicht restlos geklärten (Neben)effekte auf deren Einsatz zu verzichten. Ketone werden gewöhnlich im Körper produziert, wenn Glukosevorräte aufgebraucht sind. Sie dienen quasi als Reserveenergie. In einer Studie der Universität Leuven sollen Wissenschafter herausgefunden haben, dass sie Ausdauersportlern bis zu 15 Prozent mehr Leistung bringen.
(APA/dpa)