Zecken als Biowaffe? Repräsentantenhaus fordert Aufklärung von Pentagon

APA/dpa/Martin Gerten
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Abgeordnete wollen vom Verteidigungsministerium wissen, ob Militär-Experimente zur Verbreitung von Borreliose in den USA geführt haben.

Ist das Pentagon in Washington für die Verbreitung von Borreliose in den USA verantwortlich? Experimentierte es mit Zecken und anderen Insekten als biologische Waffen? Das will das US-Repräsentantenhaus vom Verteidigungsministerium wissen. In einem Beschluss, der vergangene Woche verabschiedet wurde, fordert die Abgeordnetenkammer den Generalinspektor des Pentagon auf, zu untersuchen, ob solche Experimente zwischen 1950 und 1975 durchgeführt wurden.

Initiator des Gesetzeszusatzes ist der Abgeordnete Chris Smith. Er habe in Büchern und Artikeln gelesen, dass in Einrichtungen der US-Regierung, unter anderem in Fort Detrick, Maryland, und New York solche Forschungen stattgefunden haben. Er fordert die Ermittler auf, die Ausmaße der Experimente zu beleuchten und, ob infizierte Zecken oder Insekten aus Laboren freigelassen wurden - unabsichtlich oder zu Forschungszwecken. Der Senat muss dem Zusatz noch zustimmen.

„Tier-Bomben“ über Feindesland abwerfen

Unter anderem bezieht sich Smith auf ein erst kürzlich erschienenes Buch einer Medizinerin aus Stanford. In „Bitten: The Secret History of Lyme Disease and Biological Weapons“ führt Kris Newby die Ausbreitung von Lyme-Borreliose in den USA auf ein missglücktes Militärexperiment zurück. Sie bezieht sich auf den Entdecker des Erregers der bakteriellen Krankheit: den aus der Schweiz stammenden US-Amerikaner Willy Burgdorfer.

Der 2014 verstorbene Wissenschaftler sollte für das US-Militär während des Kalten Krieges biologische Waffen entwickeln, schreibt Newby. Er sollte unter anderem Flöhe, Zecken und Moskitos züchten und sie mit für den Menschen gefährlichen Krankheitserregern infizieren. Diese Tiere sollten dann als Waffen über verfeindeten Staaten abgeworfen werden.

Borreliose gehört neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu den am häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheiten. Unbehandelt kann sie etwa zu Gelenks-, Nerven-, Gehirnhautentzündungen und Lähmungen führen. Die Bezeichnung der Krankheit geht auf den Ort Lyme im US-Bundesstaat Connecticut zurück. Dort wurden in den 1970er Jahren insbesondere bei Jugendlichen nach Zeckenstichen gehäuft Gelenksentzündungen, Hautrötungen und Fieber beobachtet.

70.000 Neuerkrankungen in Österreich

Jährlich erkranken in den USA 300.000 Menschen aus Borreliose. In Österreich gibt es laut der Medizinischen Universität Wien pro Jahr 70.000 Neuerkrankungen. Nicht alle Zecken tragen das Bakterium in sich: Rund 30 Prozent aller Zecken in Österreich sind mit Borrelien infiziert. Eine Schutzimpfung ist derzeit im Gegensatz zu FSME nicht verfügbar, die Krankheit kann aber mit Antibiotika behandelt werden.

(me)

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