Einzelhaft für Mexikos Drogenboss

APA/AFP/RONALDO SCHEMIDT
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USA. Kartellchef El Chapo, dessen Organisation Hunderte Tonnen Kokain in die USA schmuggelte, muss lebenslang hinter Gitter – in einem Hochsicherheitsgefängnis in den Rocky Mountains.

Wien/New York. Zwei Mal ist es El Chapo gelungen, aus dem Gefängnis auszubrechen. Ein drittes Mal wird dem berüchtigten Drogenboss aus Mexiko die Flucht wohl nicht glücken: Joaquín Guzmán, der im Februar von einem Gericht in New York für schuldig befunden wurde, muss lebenslang plus 30 weitere Jahre hinter Gitter. Er kann keinen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung stellen, erklärte der Richter Brian Cogan in New York bei der Verkündung des Strafausmaßes. El Chapo, in grauem Anzug und mit dunkler Krawatte, bezeichnete sein Verfahren als „unfair“. Die Haftbedingungen seien „Folter“ und „die unmenschlichste Situation, in der ich in meinem ganzen Leben je war“.

Die lebenslange Haft wird der frühere Chef des Sinaloa-Drogenkartells wohl im „Alcatraz der Rockies“ verbringen. Das Gefängnis in einer entlegenen Gegend der Rocky Mountains ist wegen seiner harschen Haftbedingungen und rigorosen Sicherheitsmaßnahmen bekannt. Im ADX Florence – ADX steht für „administrative maximum“, also für die höchste Sicherheitsstufe – nahe dem alten Bergbaustädtchen Florence ist El Chapo in „bester“ Gesellschaft: „Unabomber“ Ted Kaczynski oder der Attentäter vom Bostoner Marathon, Dschochar Zarnajew, sitzen in dem 1994 gebauten Gefängnis in Einzelzellen ein.

Über seine bisherigen Haftbedingungen in einem Hochsicherheitsgefängnis im Süden von Manhattan hatte sich der 62-Jährige während des drei Monate dauernden Gerichtsverfahrens beschwert: Er wollte täglich mehr Zeit im Gefängnishof verbringen und Zugang zum Gefängnisgeschäft. Richter Cogan hatte sein Ansuchen auf gelockerte Haftbedingungen abgelehnt.

Im Februar wurde El Chapo in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen, darunter Drogenhandel, Menschenhandel und Waffenmissbrauch. Laut Klageschrift soll das Sinaloa-Kartell unter seiner Führung Hunderte Tonnen Kokain und große Mengen anderer Drogen in die USA geschmuggelt und Milliarden an US-Dollar gescheffelt haben.

Folter und Morde

Der Mammutprozess lieferte bisweilen brutale Beschreibungen über das Leben des Verbrechers: Es ging um Transportwege von Kokain in die USA und die Mechanismen des Kartells. Per Zug schmuggelte die Drogenbande rund um die Jahrtausendwende Tonnen an Kokain in die USA: In den doppelten Wänden der Tankwaggons, die offiziell Öl lieferten, waren die Rauschgiftpakete versteckt.

Zeugen schilderten zudem, wie Guzmán ein Mobilfunknetz installieren ließ, um seine Untergebenen und seine Geliebten zu bespitzeln; wie er Folter und Morde anordnete und auch selbst durchführte. Sie schilderten die rohe Gewalt, die er anwandte, um die Kontrolle über das Drogenkartell zu behalten.

Schmiergeldzahlungen soll es bis in die höchsten Ebenen gegeben haben: Ein Zeuge berichtete, der damalige mexikanische Präsident, Enrique Peña Nietos, habe Millionen gefordert und auch erhalten, damit er seine schützende Hand über den Drogenboss halte.
Zwei Mal gelang Guzmán die Flucht aus mexikanischen Gefängnissen, dazwischen konnte er sich 13 Jahre lang versteckt halten und seinen Geschäften weiterhin nachgehen. 2016 wurde El Chapo in den Bergen Sinaloas verhaftet und 2017 an die USA ausgeliefert.

Ehefrau immer dabei

Das Interesse an dem Prozess in New York war riesig. Ehemalige Weggefährten und Familienmitglieder hatten in den Besucherrängen Platz genommen. Kaum einen Verhandlungstag verpasste Guzmáns vierte Ehefrau, Emma Coronel. Sie war auch gestern, Mittwoch, dabei. (AFP/zoe)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2019)

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