Die Rückkehr der Toreros nach Mallorca

Nach zwei Jahren Stierkampfverbot wird auf Mallorca nun wieder Blut fließen.
Nach zwei Jahren Stierkampfverbot wird auf Mallorca nun wieder Blut fließen.(c) REUTERS (JON NAZCA)
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Nachdem Verfassungsrichter ein Verbot gekippt haben, finden auf der Urlaubsinsel wieder Stierkämpfe statt.

Madrid/Palma. Kampfeslustig und stolz schauen sie auf dem Ankündigungsplakat in die Runde: jene vier Toreros, die am Abend des 9. August in Palmas Arena Coliseo insgesamt acht Stiere mit ihren Degen töten sollen. Nach zwei Jahren Stierkampfverbot wird in der Arena der Inselhauptstadt nun wieder Blut fließen.

Tierschützer sind empört und wollen vor der Arena demonstrieren. Doch die Stierkampffans feiern die Rückkehr der umstrittenen „fiesta“, wie das blutige Spektakel in Spanien genannt wird, als „Sieg der Freiheit“. Gegner und Befürworter der Stierkampftradition gerieten in den vergangenen Jahren in Spanien immer wieder aneinander. Beim letzten Stierkampf in Palma im Sommer 2017 mussten die Toreros von der Polizei zur Arena eskortiert werden, vor der rund 100 Aktivisten die Stierkämpfer als „Mörder“ beschimpften.

Dass dieses Spektakel nun wieder auf Mallorca stattfinden darf, haben die Toreros dem spanischen Verfassungsgericht zu verdanken. Die Richter annullierten Ende 2018 ein Tierschutzgesetz der Inselregierung, das das Töten der Stiere untersagt hatte. Die Mitte-links-Regierung der Baleareninseln hatte 2017 beschlossen, nur noch einen entschärften Stierkampf zu dulden. Einer, bei dem die Tiere nicht durch Lanzenstiche gequält und anschließend per Degen umgebracht werden. Ein „Stierkampf light“ also, nach dem die Bullen wieder unversehrt auf die Weide zurückdürfen.

Schutz für Kulturerbe

Doch Spaniens damalige Regierung, vom konservativen Mariano Rajoy geführt, sah durch das Verbot Spaniens historisches Kulturgut in Gefahr und klagte vor dem Verfassungsgericht. Rajoys Volkspartei hat schon 2013 den Stierkampf, der in der Gesellschaft auf immer größeren Widerstand stößt, als „nationales Kulturerbe“ unter staatlichen Schutz gestellt. Deswegen haben die Verfassungsrichter geurteilt, dass die Inselregierung mit dem Stierkampfverbot ihre Kompetenzen überschritten hat, denn der Staat sei zuständig.

Die Verfassungsrichter haben aber nur einige Paragrafen des balearischen Anti-Stierkampfgesetzes gekippt. Teile der Tierschutznormen gelten weiterhin und ermöglichen es der Balearenregierung, den Stierkampfveranstaltern Auflagen zu erteilen. Eine dieser Auflagen sieht vor, dass die Organisatoren im Innenraum wie an den Eingängen der Arena Schilder mit der Warnung anbringen müssen, dass bei diesen Kämpfen Blut fließen wird. Der gesetzliche Warnhinweis lautet: „Diese Veranstaltung kann die Gefühle der Zuschauer verletzten.“

Auch sind für Toreros Dopingkontrollen vorgeschrieben. Genauso wie die Stiere in Palma von Veterinären untersucht werden müssen, ob ihnen Beruhigungsmittel verabreicht werden. Zudem dürfen auf Mallorca keine Minderjährigen in die Arena, das Ausschenken von Alkohol ist verboten.

Berühmte Toreros kommen

Eine Massenveranstaltung ist der Stierkampf auf Mallorca schon länger nicht mehr. Beim letzten Kampf 2017 waren nur rund 500 Zuschauer ins Coliseo gekommen, in das 12.000 Menschen passen. Doch nun im August, bei der Rückkehr des Stierkampfs, könnte es vielleicht doch etwas voller werden. Denn der Veranstalter hat vier der berühmtesten Toreros des Landes verpflichtet, darunter den legendären Matador El Juli und den bekannten José María Manzanares, dessen Vater schon sein Geld in der Arena verdient hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2019)

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