Angela Merkel macht CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer zur Verteidigungsministerin. Für die Saarländerin ist der Schleudersitz eine Chance zur Profilierung – erst recht im Fall von Neuwahlen.
Angela Merkel beging ihren 65. Geburtstag am Mittwoch ganz geschäftsmäßig mit einer Kabinettssitzung im Kanzleramt, wo sie Ursula von der Leyen, die frisch gewählte EU-Kommissionspräsidentin und langjährige Ministerin, mit einem Blumenstrauß quasi nach Brüssel komplimentierte – und selbst ein Bouquet in Empfang nahm. Der meisterhaften Machttaktikerin, zuletzt krank- und zunehmend abgeschrieben, ist am Vorabend ein Überraschungscoup gelungen, der sich im Nachhinein wie ein fein ausgetüftelter Masterplan ausnimmt und womöglich doch nur einer aus der Not geborenen Improvisationsgabe entspringt.
Schachzug Nummer eins: In einer kolportierten Absprache mit Emmanuel Macron hatte Merkel die Beförderung der zunehmend unpopulären Verteidigungsministerin nach Brüssel eingefädelt. In Berlin machte bereits das Gerücht die Runde, der ehrgeizige Gesundheitsminister Jens Spahn würde zum Nachfolger von der Leyens avancieren, während die Merkel-Vertraute am Abend nur knapp die Hürde des EU-Parlaments in Straßburg zur Kommissionschefin überwand. In einem Interview in den ARD-„Tagesthemen“ setzte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK) ein verschmitztes Lächeln auf, als sie das Votum kommentierte, die Gegenstimmen der EU-Abgeordneten des Koalitionspartners SPD kritisierte, die Personalfrage in Berlin jedoch offenließ.