Maresi Riegner: Tage der Trägheit

(c) Katsey
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Maresi Riegner spielt in der Produktion der „Sommergäste" von Maxim Gorki bei den Salzburger Festspielen. Ab Herbst ist sie Mitglied des neuen Burgtheater-Ensembles von Martin Kušej in Wien.

„Die Aufführung der ,Sommergäste‘ war ein Skandal und ich bin zufrieden. Das Stück ist nicht besonders, aber ich habe getroffen, wohin ich gezielt habe!" Das schrieb der russische Schriftsteller Maxim Gorki 1904 nach der Uraufführung seines Theaterstücks. Kurz darauf brach die Russische Revolution aus. Um eine träge gewordene Elite geht es, die sich im Sommer auf dem Lande trifft und die lähmende Langeweile mit Gesprächen und viel Alkohol zu vertreiben sucht. Unter der Oberfläche des intellektuellen Austauschs lauern Gleichgültigkeit, Kälte und Egoismus. Bei den Salzburger Festspielen stehen die Sommergäste heuer in der Regie von Evgeny Titov auf dem Programm. Titov sprang kurzerhand für sie Slowenin Mateja Koležnik ein, die die Regie der Neuproduktion aus gesundheitlichen Gründen zurücklegen musste. Keine leichte Aufgabe für den jungen russischen Regisseur, der am Max-Reinhardt-Seminar in Wien studiert hat: Bis heute gilt Peter Steins Schaubühnen-Fassung aus dem Jahr 1975 als Maß aller Dinge (auf DVD erhältlich), nur Alvis Hermanis kam mit seiner Lesart 2012 an diese Intensität heran, die „Zeit" schrieb damals: „Damit dürfte nach fast vierzig Jahren an der Berliner Schaubühne die Erkundung der bürgerlichen Seele abgeschlossen sein, man kennt sie jetzt wirklich."

„Das Gegenteil von Greta." Maresi Riegner, 27, spielt in Salzburg den jüngsten Sommergast in der Riege: Sonja, die Tochter der Ärztin Marja, ein junges, freches Mädchen, das mit ihrer Mutter eine freundschaftliche Beziehung pflegt und ihren Freund dabei hat. Simin ist Student und wird von Sonja wie ihr Spielzeug behandelt, sie bezeichnet ihn sogar als ihren „Sklaven". Wie sieht Riegner ihre Rolle? „Sonja kritisiert und weiß alles besser, tut aber nichts. Sie ist sozusagen das Gegenteil von Greta Thunberg." Heute würden die jungen Leute eher handeln, ist die Schauspielerin überzeugt, die versucht, „die Persönlichkeit ihrer Rollen nicht zu werten. Ich bin sehr praktisch veranlagt – ich bemühe mich, das umzusetzen, was gefragt ist."

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