Salzburger Festspiele: "Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung"

Kirill Kobantschenko (3. v. l.), eigentlich Geiger bei den Philharmonikern, kommt mit seiner Plattform K+K Vienna und legt Samstagnacht auch als DJ auf.
Kirill Kobantschenko (3. v. l.), eigentlich Geiger bei den Philharmonikern, kommt mit seiner Plattform K+K Vienna und legt Samstagnacht auch als DJ auf.(c) lukasbeck/ K+K
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Das Fest zur Festspieleröffnung lockt heute und morgen mit 72 Programmpunkten. Renate Stelzl hält dabei die Fäden in der Hand.

Auf ihrem Schreibtisch stapeln sich die Einfahrtsgenehmigungen für die Fußgängerzone in die Altstadt. Dass die Teams für den Aufbau der Technik und die Künstlerinnen und Künstler für ihren Auftritt zeitgerecht in die Altstadt kommen können, ist eine der großen logistischen Meisterleistungen, die hinter dem Fest zu Festspieleröffnung steckt. „Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung“, erzählt Renate Stelzl.

Die Salzburgerin ist heuer zum 14. Mal verantwortlich für die Organisation des Festes zur Festspieleröffnung. Sie kümmert sich nicht nur um das Programm, sondern auch um die vielen großen und kleinen Details, die zum Gelingen des Fests nötig sind – wie eben darum, dass die einzelnen Gruppen und Künstler bei Bedarf auch zum Spielort zufahren können müssen.

Das Fest zur Festspieleröffnung beginnt heute, Freitag, um 17 Uhr mit dem traditionellen Begrüßungssalut der Brauchtumsschützen und endet am Samstagabend spät in der Nacht mit Acid Jazz und House – zusammengestellt von DJ Kirill Kobantschenko. Der gebürtige Ukrainer ist nicht nur Primgeiger der Wiener Philharmoniker, er lebt seine Liebe zur Musik auch am DJ-Pult aus.

Diese Vielfalt ist typisch für das Fest zur Festspieleröffnung, das jedes Jahr ganz Salzburg zur Bühne macht. Klassik, Jazz, Lesungen, Theater, Vernissagen, Comedy – 72 recht unterschiedliche Programmpunkte an 31 Spielorten hat Stelzl heuer zusammengestellt. Es wurden knapp 11.000 kostenlose Zählkarten aufgelegt, viele Programmpunkte auf den Plätzen der Stadt kann man auch ohne Karten besuchen.

Die Vorbereitungen für das bunteste Fest an der Salzach beginnen schon im Jahr davor. „Nach dem Fest ist vor dem Fest“, sagt Stelzl. Heuer freut sie sich besonders auf Plattform K+K Vienna – Primgeiger Kobantschenko setzt dabei mit seinen musikalischen Freunden auf eine Mischung aus Wiener Klassik und neuen Klängen. „Ich habe die Gruppe noch nie live gehört“, sagt die Salzburgerin selbst recht gespannt.

Lesende Jedermänner

Ein sehr schönes Projekt ist für sie auch der Auftritt des Wiener Ensembles Dolce Risonanza. Florian Wieninger, Archivar der Wiener Philharmoniker und Leiter von Dolce Risonanza, hat die „Mensa Harmonica“ des in Vergessenheit geratenen Salzburger Domvikars Christoph Clamer wiederentdeckt und mit dem Ensemble eingespielt. Die Musik kehrt wieder an den Ort ihrer Entstehung zurück. „Da schließt sich ein Kreis“, findet Stelzl.

Traditionell stark vertreten ist das „Jedermann“-Ensemble – obwohl am Samstagabend die Premiere angesetzt ist. Da bleibt wenig Zeit für Lampenfieber. Mavie Hörbinger, die am Abend als Gute Werke auf der Bühne steht, liest am Nachmittag in der Salzburg-Kulisse aus Éric Vuillards „Traurigkeit der Erde“. Am Abend davor kann man Peter Lohmeyer – er ist seit 2013 als Tod im „Jedermann“ zu sehen – bei einer Benefizlesung zuhören. Er hat sich Gerhart Hauptmanns „Bahnwärter Thiel“ für die Lesung ausgesucht.

Wenn es um mitreißende Musik geht, dann ist der Auftritt des Janoska-Ensembles ein heißer Tipp. Die Kultband hat kürzlich ein neues Album vorgestellt, das nicht nur Musik von Mozart oder Tschaikowsky, sondern auch von den Beatles neu interpretiert. „Normalerweise lade ich ein Ensemble nicht zweimal hintereinander ein“, sagt Stelzl. Aber da die Begeisterung für das Janoska-Konzert im Vorjahr so groß war und es das neue Album gibt, hat sie eine Ausnahme gemacht.

Und wie wird das Wetter am Wochenende? „Das weiß ich nicht“, meint die Organisatorin. Den Blick auf den Wetterbericht gibt sie sich schon lang nicht mehr. Hitze, Regen, Graupelschauer – es sei schon alles dabei gewesen, erinnert sich Stelzl an frühere Feste: „Das Programm geht auf jeden Fall über die Bühne – egal, wie das Wetter wird.“ Einen Tipp hat die Salzburgerin: Auch wenn die Zählkarten längst vergeben sind, lohnt es sich, bei Beginn des jeweiligen Stücks vorbeizuschauen. Mit etwas Glück ergattert man ein frei gebliebenes Plätzchen.

AUF EINEN BLICK

Renate Stelzl organisiert das Fest zur Festspieleröffnung am 19. und 20.Juli, ab 17 Uhr an über 31 Spielorten in der Salzburger Altstadt. Höhepunkte sind der traditionelle Salzburger Fackeltanz auf dem Residenzplatz, das Salzburger Straßentheater, Lesungen mit Mavie Hörbiger, Peter Lohmeyer, Marie-Lou Sellem oder Kurt Palm oder eine öffentliche Probe von „Jugend ohne Gott“, der Auftritt der Salzburger Festspiele und des Theater-Kinderchors. [ SF/Anne Zeuner ]

Web:www.salzburgerfestspiele.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2019)

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