Wandelanleihen, die besseren Aktien?

Fed-Chef Jerome Powell hat wiederholt Zinssenkungen in Aussicht gestellt.
Fed-Chef Jerome Powell hat wiederholt Zinssenkungen in Aussicht gestellt.(c) REUTERS (JOSHUA ROBERTS)
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Angesichts steigender Marktschwankungen und anhaltend tiefer Zinsen locken Wandelanleihen mit ihren besonderen Eigenschaften. Ein Blick darauf lohnt sich.

Wien. Anleger haben es gerade nicht leicht. Zahlreiche Börsen sind bereits kräftig gestiegen, während die Zinsen auf tiefem Niveau verharren. Kein Wunder, schließlich nutzten viele in den vergangenen Jahren lieber langfristige Chancen auf dem Aktienmarkt, als ihr Geld in mickrig verzinste Anleihen zu stecken.

Und jetzt sollen die Zinsen vor allem in den USA sogar noch gesenkt werden – um einem möglichen Wachstumsrückgang gegenzusteuern, wie es heißt. Kühlt sich die Konjunktur tatsächlich ab, könnten viele Unternehmen weniger verdienen – ein Umstand, der Anlegern meist weniger gefällt. Zusätzlich zum Zinsentief dürften somit an den Börsen die Schwankungen zunehmen, größere Rücksetzer sind nicht ausgeschlossen.

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Für jene Anleger, die nicht auf höhere Ertragschancen verzichten wollen, jedoch kein volles Aktienrisiko eingehen möchten, gibt es trotz allem Alternativen. Gemeint sind Wandelanleihen. Diese Bonds sind mit einem fixen Coupon ausgestattet, der geringer ist als bei normalen Anleihen. Dafür gibt es zusätzlich eine Kaufoption, die Anleger berechtigt, das Wertpapier während der Laufzeit in Aktien des Emittenten zu wandeln. Und zwar zu einem fixen Wandlungskurs. Je weiter der Aktienkurs über diesen Wert ansteigt, desto wertvoller wird die Kaufoption und somit auch die Wandelanleihe.

Verluste meist geringer

Im konträren Fall, wenn die Märkte korrigieren, sinkt der Kurs der Wandelanleihe nicht ganz so kräftig wie jener der Aktie. Wird die Kaufoption im schlimmsten Fall wertlos, kassieren Anleger immer noch – wenn auch bescheidene – Coupons und erhalten zu Laufzeitende ihr Kapital zurück. Grundsätzlich machen Wandelanleihen deshalb gut zwei Drittel eines Aufschwungs auf den Aktienmärkten mit, büßen aber meist nur ein Drittel der Kursverluste ein, wenn es an den Börsen nach unten geht.

Doch weshalb begeben Unternehmen überhaupt solche Wertpapiere? Damit können sie ihre Kapitalbasis diversifizieren, abseits klassischer Anleihen und Aktien. Arnaud Brillois, Portfoliomanager des Lazard Convertible Global Fund, nennt einen weiteren Grund: Die Emittenten, zu denen oftmals kleinere Firmen zählen, bekommen damit die Möglichkeit zu einer Kapitalerhöhung auf Zeit, da ja zuerst die Anleihe begeben wird. Das hat unter anderem folgenden Vorteil: Eine Anleiheemission erfolgt in der Regel rascher als jene von Aktien. Sollte der Aktienkurs dann auch noch steigen, sodass viele Anleger in die Aktie wandeln, muss das Unternehmen für die Tilgung der Wandelanleihe weniger Geld aufwenden. Dann bleibt mehr Geld zum Beispiel für weiteres Wachstum übrig.

Technologie, Gesundheit

Besonders fündig wird der Lazard-Experte aktuell im Technologiesektor, auf dem Firmen ein solides Wachstum verzeichnet haben, wie Brillois sagt. Der Gesundheitssektor dürfte wiederum von Übernahmen profitieren, während der diskretionäre Konsumbereich (Autos, langlebige Haushaltsgüter, Handys etc.) sehr günstig sei.

Alan Muschott, Fondmanager des Franklin Global Convertible Securities Fund, gewichtet derzeit ebenfalls diese drei Branchen besonders hoch. Die digitale Transformation werde immer wichtiger. „Davon profitierten Cloudanbieter“, verweist Muschott auf die Fondspositionen Workday und Service Now. Im Gesundheitsbereich setzt er ebenfalls auf Unternehmen, die neue Technologien nutzen, etwa den elektronischen Diabetesspezialisten Dexcom. Ihm gefällt auch die Genanalysefirma Illumina. Im ebenfalls auf Wandelanleihen spezialisierten Credit-Suisse-Fonds sind hingegen Industrie- und Finanztitel, wie etwa Bank of America oder Wells Fargo, hoch gewichtet. Regional spielt Westeuropa eine weit größere Rolle als bei den zwei Mitwerbern.

Aus Anlegersicht spricht für solche Produkte, dass sie grundsätzlich weniger schwanken als Aktienfonds. Risikolos sind sie dennoch nicht, Anleger müssen auch hier mögliche Verluste verkraften können.

Hinweis:

Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“ übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2019)

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