Deutsche Regierung veröffentlicht einen von zwei Mautverträgen

CSU Vorstandssitzung mit Andeas Scheuer und Markus Soeder Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sp
CSU Vorstandssitzung mit Andeas Scheuer und Markus Soeder Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer spimago images / Alexander Pohl
  • Drucken

Die Grund für die Verzögerung der Veröffentlichung liegt laut dem deutschen Verkehrsminister Scheuer bei den Betreiberfirmen Kapsch TrafficCom und CTS Eventim.

Das deutsche Verkehrsministerium hat am Freitag auf seiner Internetseite einen von zwei Verträgen zur mittlerweile gescheiterten Pkw-Maut veröffentlicht. Der Vertrag zur Erhebung der Maut werde "in der Form, zu der die Betreiber ihre Zustimmung gegeben haben", öffentlich gemacht, sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).

In dem fast 2.700 Seiten umfassenden Dokument sind einige Stellen geschwärzt, um den Schutz von personenbezogenen Daten sowie von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen Dritter zu wahren.

"Wir wollen, dass beide Verträge vollständig veröffentlicht sind", sagte Scheuer mit Bezug auf den zweiten Vertrag zur Kontrolle der Maut. Bis zum Dienstag dieser Woche hätten die Betreiber dies "explizit abgelehnt" und erst danach ihre Haltung geändert. Deshalb werde der erste Vertrag nun mit einzelnen unkenntlich gemachten Stellen zur Verfügung gestellt. An der Veröffentlichung des zweiten Vertrags "arbeiten wir gerade".

Nach dem Scheitern der Pkw-Maut vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) hatte es scharfe Kritik an der Informationspolitik des Bundesverkehrsministeriums gegeben. Zuletzt forderten vor allem die Grünen immer wieder eine vollständige Veröffentlichung aller Verträge und warfen Scheuer Intransparenz und Verschleppung vor. Diesen Vorwurf wies Scheuer zurück.

Kritik der Grünen

Vor der Veröffentlichung hätten "offene juristische Fragen sorgfältig geklärt" werden müssen, sagte er. Bei Nachfragen bei den Betreiberfirmen Kapsch TrafficCom und CTS Eventim habe es Widersprüche zu ihren eigenen Ankündigungen gegeben. Um auch die restlichen Angaben öffentlich machen zu können, habe das Ministerium die betroffenen Dritten direkt angeschrieben und eine Zustimmung eingefordert.

Der Grünen-Verkehrsexperte Stephan Kühn hatte Scheuer im Magazin "Focus" vorgeworfen, die Veröffentlichungen hinauszuzögern. "Die beiden Mautbetreiber haben eindeutig erklärt, dass sie mit der vollständigen Veröffentlichung der Verträge einverstanden sind", sagte Kühn. "Wieso das Ministerium nun auf Zeit spielt, ist völlig unverständlich."

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte Mitte Juni die deutschen Pläne für eine Pkw-Maut gekippt. Zur Begründung erklärten die Richter, die Abgabe verstoße gegen EU-Recht, weil ausländische Autofahrer diskriminiert würden.

Daraufhin kündigte Scheuer die bereits 2018 geschlossenen Verträge mit den Unternehmen Kapsch TrafficCom und CTS Eventim. Da die Verträge bereits vor dem EuGH-Urteil geschlossen wurden, sieht sich Scheuer seitdem mit Kritik konfrontiert - auch weil dem Bund womöglich Entschädigungszahlungen an die Unternehmen drohen. Dies ist dem Ministerium zufolge jedoch "derzeit rein spekulativ".

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Auf den deutschen Staat könnten Millionen-Forderungen zukommen.
International

300 Millionen Euro Entschädigung wegen gekippter Mautpläne?

Kapsch TrafficCom und CTS Eventim könnten für Investitionskosten und entgangene Gewinne eine Millionen-Entschädigung geltend machen.
EUGH Geplante PKW Maut verstoesst gegen EU Recht Archivfoto Symbolfoto Einfuehrung der PKW Maut A
International

Deutsche Pkw-Maut: Kapsch will Vertrag nun doch offenlegen

Bisher wurde dies unter Verweis auf das Geschäftsgeheimnis verweigert. Das deutsche Verkehrsministerium zeigt sich "überrascht und erfreut".
Germany, Baden-Wuerttemberg, Autobahn A8 near Wendlingen in the evening, light trails
Europa

EU-Gerichtshof: Die einkassierte Maut

Österreich hat die Klage gegen die deutsche Pkw-Maut gewonnen. Österreichische Autofahrer profitieren davon, Kapsch verliert.
Mautbruecke auf der Autobahn
Meta-Nachrichten

Deutsches Verkehrsministerium wirft Maut-Firmen Tricks vor

Die Betreiber sollen noch nach dem Aus für das Projekt noch Aufträge vergeben haben. Bei Kapsch Trafficcom kommentierte man den Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ unter Berufung auf die Schweigepflicht nicht.
EUGH Geplante PKW Maut verstoesst gegen EU Recht Archivfoto Symbolfoto Einfuehrung der PKW Maut A
International

Deutsche Pkw-Maut: Kapsch will Vertrag nun doch offenlegen

Bisher wurde dies unter Verweis auf das Geschäftsgeheimnis verweigert. Das deutsche Verkehrsministerium zeigt sich "überrascht und erfreut".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.