Frankreichs Doppelsieg auf dem Tourmalet

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CYCLING-FRA-TDF2019-LINEAPA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT
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Thibaut Pinot  gewann die 14. Etappe vor seinem Landsmann Julian Alaphilippe. Frankeich rollt dem ersten Toursieg seit 1985 immer näher.

Tourmalet. Es gibt Anstiege im Radsport, die haben es in sich und lassen selbst Profis an ihrem Gewerbe zweifeln. Wer aber den Aufstieg zum Col du Tourmalet unter die Räder genommen hat, der weiß, was Qualen wirklich bedeuten. Seit 1910 zählt der 2115 Meter hohe Riese inmitten der Pyrenäen zum Fixpunkt der Tour de France – und 2019 krönte sich Lokalmatador Thibaut Pinot auf der 14. Etappe zum Bergkönig. Es war ein echter Festtag für die Grande Nation – aus doppelter Sicht, denn der Gesamtführende Julian Alaphilippe wurde Etappenzweiter, baute den Vorsprung auf Geraint Thomas weiter aus – und gilt jetzt tatsächlich als ernsthafter Anwärter auf den Gewinn der 106. Tour-Auflage.

Über die längere, schwerere Westseite näherte sich das Peloton dem Ziel, auf einer 19 km langen Landstraße waren zum Abschluss 1410 Höhenmeter (7,4 % Steigung) zu überwinden. 10 Kilometer vor dem Ziel wagte der Franzose Warren Barguil den Antritt. Tausende Fans drängten sich dann am Straßenrand, schrieen und feuerten ihn an. Doch Barguil wurde eingeholt von einer Verfolgergruppe mit Alaphilippe. Verblüffend war dabei einmal mehr dessen Auftritt. Der Franzose, 27, trug nach dem überraschenden Sieg im Einzelzeitfahren den achten Tag in Serie das „Gelbe Trikot“ und lässt Frankreich vom ersten Tour-Sieg seit 1985 träumen. Er brilliert im Flachen, war beim Anstieg auf den Tourmalet vorn dabei – und fuhr ungeheuer klug.

Er muss keine Etappe mehr gewinnen, um Toursieger zu werden. Also blieb er stets am Hinterrad seines Verfolgers und Vorjahressieger Geraint Thomas. Der Brite kam nicht weg, bei der „Flamme Rouge“, also dem roten Lappen, der ein Kilometer vor dem Ziel thront, erhöhten Pinot und Alaphilippe das Tempo. Der Brite fiel zurück, die Franzosen fuhren davon – zum Doppelsieg auf dem Tourmalet. Alaphilippe führt nun mit 2:02-Minuten vor Thomas. War das sein Meisterstück?

Pech hatte Österreichs Ass Patrick Konrad, der in der Anfangsphase des Schlussanstieges einen Defekt erlitt und abreißen lassen musste. Der Niederösterreicher verlor am Ende mehr als zwölf Minuten und fiel vom 14. Gesamtrang aus den Top 20. Konrad selbst hat seinen Rückfall im Gesamtklassement bei weitem nicht nur seinem technischen Problem zugeschoben. "Der Körper hat mir heute einfach meine Grenzen aufgezeigt", schilderte der Niederösterreicher. Schon am ersten Anstieg hätte er Mühe gehabt, mit den Besten mitzuhalten. "Am Tourmalet ist es mir dann ganz schlecht gegangen.“ Konrad spürt laut eigenen Angaben immer noch die Folgen eines Zusammenpralls in der ersten Tour-Woche. "Die Rippenprobleme sind die letzten Tage nicht besser geworden."

Heute geht zum Endspurt in den Pyrenäen, ab 12.10 Uhr (live One, Eurosport) steht das letzte von drei Bergstücken auf dem Programm. Auf 185,5 Kilometern von Limoux nach Foix Prat d'Albis müssen drei Berge der ersten Kategorie bezwungen werden. Der letzte Anstieg bietet über 11,8 Kilometer eine Steigung von 6,8 Prozent.

Die Verletztenliste wird länger

Nach seinem schweren Sturz im Einzelzeitfahren ist der dreimalige Cross-Weltmeister Wout van Aert am Freitag fast eine Stunde lang am rechten Oberschenkel operiert worden. Der Belgier hat zwar keine Brüche erlitten, allerdings ging die tiefe Fleischwunde bis in den Muskel hinein. „Es war ein schrecklicher Anblick. Wout wird einige Tage im Krankenhaus bleiben müssen“, sagte Mathieu Heijboer, der Performance Manager von Jumbo-Visma. Van Aert war in einer Kurve an einer Absperrung hängen geblieben. Sein Oberschenkel wurde dabei regelrecht aufgeschlitzt. „Wout sah sein Bein und geriet in Panik. Er stand sofort auf und ging zur Seite. Ich sagte ihm: ,Hinsetzen, nicht gehen'. Ich zog das Banner vom Zaun und lege es über ihn, damit er nicht auf die Wunde schauen kann“, schilderte Heijboer die Szene.

Auch Maximilian Schachmann, Bora-Teamkollege von Patrick Konrad, wird nach seinem Sturz länger ausfallen. Der 25-jährige Berliner brach sich im Einzelzeitfahren in Pau drei Knochen der linken Mittelhand und dürfte darum auch bei der Deutschland-Tour (ab 29. August) nicht starten können.

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