FaceApp

Face App lässt einen ganz schön alt aussehen. Die Redakteurin auf dem Bild ist 34 Jahre alt.
Face App lässt einen ganz schön alt aussehen. Die Redakteurin auf dem Bild ist 34 Jahre alt. (c) Screenshot
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Der Sommerhype im Internet ist da. Eine App aus Russland zeigt uns, wie wir im Alter aussehen werden. Kaum jemanden kümmert aber, dass man dabei sehr persönliche Daten preisgibt. Nur für ein Bild.

Wollten Sie schon immer einmal wissen, wie Sie im hohen Alter aussehen werden? FaceApp kann das. Die App regiert seit Kurzem die Downloadcharts des Google Play Store und Apple App Store. Angestachelt von Pop- und Skistars wie Lindsey Vonn oder Marcel Hirscher, die ihre künstlich gealterten Porträts eifrig auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken teilen, entwickelt sich die Altersfunktion von FaceApp gerade zum sommerlichen Internethype.

Eh lustig und erstaunlich, wie gut Face Apps künstliche Intelligenz das eigene Gesicht um Jahrzehnte älter macht. Weniger lustig ist, wie leichtfertig Smartphonenutzer mit sehr persönlichen Daten umgehen. Die Selfies werden nämlich, logischerweise, auf die Server der russischen Firma Wireless Lab in Sankt Petersburg übertragen und dort bearbeitet und wieder zurück aufs Smartphone geschickt.

Nun wollen wir Wireless Lab nicht gleich unterstellen, dass sie die Bilder direkt an die russische Regierung weitergeben und diese wiederum daraus Profile erstellt und mittels Gesichtserkennung die persönlichen Daten mit anderen Daten verknüpft, nein. Das haben wir Facebook ja auch nicht, als das Netzwerk in seinen Anfangsjahren zum großen Hype mit Milliarden Nutzern wurde. Die Amerikaner hatten ein „verantwortungsvolles Auge“ auf diese sensiblen Daten, die wir fleißig in das Netzwerk hochluden.

Wir denken ja auch nicht daran, dass der neue österreichweite Bonusklub namens Jö (powered by Rewe) unser gesamtes Konsumverhalten minutiös durchleuchtet und analysiert. Weit über die Grenzen von Billa, Bipa und Merkur hinaus. Jö-Mitglieder geben nun auch preis, was sie an der Tankstelle tanken, welche Druckerpatronen sie kaufen und welche Möbel ihnen gefallen. Diese Daten werden sicherlich auch bestens geschützt und ausgewertet.

Aber wen kümmert's? Wir sammeln brav weiter Punkte, Rabatte und freuen uns über Schnäppchen, Prämien und genial modifizierte Bilder von uns selbst.

manuel.reinartz@diepresse.com

Diepresse.com/Spielzeug

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2019)

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