Zeugen unter dem Mikroskop

Ursula Schachner (l.) und Silvia Ulrich (r.) betreuen die Pollendatenbank.
Ursula Schachner (l.) und Silvia Ulrich (r.) betreuen die Pollendatenbank.(c) Caio Kauffmann
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Mit ihrer Hilfe werden Mörder überführt und Allergiker besänftigt: Wiener Forscher betreiben die weltweit größte Datenbank für Pollen. Für die heikle Finanzierung werden sie kreativ.

Alles begann mit einem Spaziergang, im November 1958. Die zwei Freunde Walter P. und Friedrich B. aus Wien trafen sich – angeblich, um an der Donau entlang zu spazieren. Einer von ihnen kehrte nicht mehr zurück. Der 24-jährige Chemiker B. erzählte, als die Polizei am nächsten Tag an seiner Tür klopfte und ihn verhaftete, dass sein Freund durch eine Pistolenkugel gestorben war. Er sprach von einem unglücklichen Unfall, bei dem sich P. selbst ins Gesicht geschossen hätte. Nur die Leiche konnte preisgeben, was wirklich geschehen war.

Doch B. änderte die Geschichte, wo er den toten Körper des Freundes versteckt hätte, mehrmals. Einmal wollte er sich nicht mehr erinnern können, dann gab er wiederholt verschiedene Stellen im Großraum Wien an. Jedes Mal, als die Wiener Polizei den Boden umgrub, kam sie ohne Leiche zurück. Ein halbes Jahr später, als bereits die ersten Pfingstrosen blühten, kam der Fall erneut ins Rollen.

Unsichtbare Zeugen.
Es brauchte den Wiener Botaniker Wilhelm Klaus und mikroskopisch kleine Zeugen, um die Leiche zu finden. Klaus kam auf die Idee, die Schuhe des Verdächtigen im Labor zu untersuchen, und wandte sich an die Ermittler. Er fand Spuren der Fichte, der Weide, des Mädesüß – und ein fossiles Pollenkorn der Hickorynuss. Klaus wusste: Diese spezielle Zusammensetzung gibt es weit und breit an nur einem Ort, der Donau-Au bei Spillern, 20 Kilometer von Wien entfernt. Das weckte den Ehrgeiz des Professors, der für seine ungewöhnlichen Ideen berüchtigt war.

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