Bio-Pioniere: Spinner und Weltverbesserer

Micha Matzer führt den Bioladen seiner Eltern in Graz seit 2010.
Micha Matzer führt den Bioladen seiner Eltern in Graz seit 2010.APA/ANDREAS STANGL
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Als Ushij und Rupert Matzer 1979 begannen, Biowaren zu verkaufen, galten sie als „vollkommene Spinner“. Heute würde man sagen: Pioniere.

Es waren, ohne Zweifel, andere Zeiten. Ganz andere. Auch Rupert Matzer und seine damalige Freundin (und heutige Frau) Ushij hatten sich Ende der 1970er-Jahre als junge Studenten in Graz wenig mit Ernährung auseinandergesetzt.

Dann aber gab es zwei einschneidende Erlebnisse, erinnerte sich Rupert Matzer: Zum einen war da das drohende AKW in Zwentendorf, gegen das sich das Paar zu engagieren begann. Und zum anderen wurde Ushij schwanger, ein Buch über Kindererziehung und Ernährung („Bewusst fruchtbar sein“) zum Schlüsselerlebnis: „Wir haben unsere Ernährung umgestellt und uns ist bewusst geworden, wie viel besser und energieeffizienter biologische Landwirtschaft im Vergleich zu konventioneller ist“, sagt Rupert Matzer. Ja, die zwei waren sich einig: „Biolandwirtschaft hat Zukunft.“

Das war 1978, und dieser Ansicht war damals in Graz noch kaum jemand. Im Jahr darauf eröffneten die Matzers ihren kleinen Bioladen: Ushij gab ihr Lehramtsstudium auf, Rupert studierte Architektur fertig, stieg aber bald in das Unternehmen ein. („Drei Häuser sind nach meinen Plänen gebaut worden, mehr nicht.“) Das Geschäft befand sich in der Schillerstraße, 15 Quadratmeter klein, ein Kellerlokal. Anfangs hatten sie nur halbtags offen, samstags gar nicht, „das Angebot war „ganz, ganz klein“, sagt Matzer. „Es war nichts da.“ In der Steiermark gab es damals gerade einmal 17 Biobauern, die nach und nach ihre Waren nach Graz lieferten. Einige Grazer waren früh von der Idee begeistert, warteten teilweise mit den Matzers auf Lieferungen und halfen beim Ausladen der Autos. Aber für die meisten anderen „waren wir vollkommene Spinner“. Und das, sagt Matzer nun, 40 Jahre später, „hat sich gedreht“.

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