Karl-Markus Gauß: „Seinen Apple hat noch keiner weggeworfen“

Auch auf Reisen wohnt Karl-Markus Gauß gern umgeben von Dingen, die eine Geschichte haben (wie hier im Wiener Appartementhotel Rothensteiner).
Auch auf Reisen wohnt Karl-Markus Gauß gern umgeben von Dingen, die eine Geschichte haben (wie hier im Wiener Appartementhotel Rothensteiner).(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Vom Wert der Dinge. Der Trend zum radikalen Ausmisten ist nicht Befreiung, sondern Barbarei, sagt Autor Karl-Markus Gauß: Ein Gespräch über sein neues Buch und Geschichtsentsorgung, die sich als Anti-Materialismus tarnt.

Die Presse: Raum sei Luxus für Sie, schreiben Sie in „Abenteuerliche Reise durch mein Zimmer“, „damit ich die Dinge meines Lebens ausbreiten kann“. Im Trend liegt das Gegenteil, die Leere, der Purismus, Ausmist-Experten im Internet werden zu Stars. Wie fühlen Sie sich in von Dingen „befreiten“ Wohnungen?

Karl-Markus Gauß: Für mich ist das eine Respektlosigkeit gegenüber den Vorfahren, von denen man auch Dinge hat, und den Dingen selbst gegenüber. Ich komme immer häufiger in Räume mit kahlen Wänden. Man erweckt gern den Anschein, als wäre das die Loslösung vom schnöden Materialismus, was nicht stimmt. Ein armer Mensch käme nie auf die Idee, dass er sich von materiellen Dingen befreit, es kostet oft sogar verdammt viel Geld, wenig zu haben. Ein Beispiel ist der Mann in meinem Buch, der statt 38 nur noch vier Hemden hat. Dafür braucht er jeden Morgen seine bosnische Putzfrau, damit sie ihm die Hemden pünktlich wäscht. Denn zur Konferenz im grindigen Leiberl zu erscheinen – das macht er nicht.

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