Ob Beppe Grillo, Donald Trump, Wolodymyr Selenskij oder nun Boris Johnson: Sie alle haben TV-Erfahrung als originelle Unterhalter hinter sich. Warum dürfen sie nun die Politik ihrer Länder dominieren?
Boris Johnson, auch nur „Boris“ genannt, war immer schon ein Witzbold. Dass er einmal Premierminister werden könnte, sei etwa so wahrscheinlich, wie seine Reinkarnation als Oliver“, sagte er vor einigen Jahren und alle lachten. Der mittelmäßige Journalist, der von der „Times“ rasch wegen seiner Fehleranfälligkeit gekündigt worden war, wurde durch eine Fernsehsatire landesweit bekannt. Das hat er mit Donald Trump, Beppe Grillo und Wolodymyr Selenskij gemein. Die TV-Clowns haben die Macht übernommen.
Aber warum ist das so? Was treibt Wähler dazu, die staatliche Politik in eine Show abgefahrener Komödianten zu verwandeln. Der Frust? Die Fadesse? Der Wohlstand? Oder einfach nur der Ärger über die ewig gleichen Vorgänge in der Parteipolitik: Die Versprechungen vor der Wahl und ihre obligate Nichteinhaltung danach.
Ja, lustig! Die neue Version von Politikern werden zu youtube-Stars, wie sie in Unterhosen joggen, Mädchen begeilen oder andere unanständige Dinge tun. Hauptsache, sie unterhalten. Sie erleichtern den Weg, um statt in tiefe Depression in heiteren Fatalismus zu verfallen.
Eigenartig übrigens, dass sich dieses Phänomen abgesehen vom unfreiwilligen youtube-Erfolg von Heinz-Christian Strache in Österreich nicht durchgesetzt hat. Als der Kabarettist Roland Düringer in die Politik wechseln wollte, fand er keine Resonanz. Dafür hat das Land nun eine trockene parteiunabhängige Richterin als Bundeskanzlerin und (fast) alle sind glücklich.
Daraus folgt: Vielleicht geht es um ganz etwas anderes: Clowns sind nur ein sehr überspannter Ausweg, sich von etablierten Formen der Politik loszusagen. Experten-Regierungen wie jene unter Brigitte Bierlein sind der andere Ausweg. Auf den können wir doch irgendwie stolz sein.