Trump kündigt Entscheidung über Huaweis Zukunft an

Bleibt der Bann gegen Huawei in den USA aufrecht, gehen dem Unternehmen die Alternativen aus.
Bleibt der Bann gegen Huawei in den USA aufrecht, gehen dem Unternehmen die Alternativen aus. REUTERS
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Mehr als 600 Mitarbeiter einer Huawei-Forschungsabteilung in den USA wurden entlassen. Nach einem Treffen mit Managern von US-Konzernen über Sicherheitsbeschränkungen für Huawei, kündigte US-Präsident Trump eine „rechtzeitige Entscheidung an“.

Seit Mitte Mai steht Huawei in den USA auf einer schwarzen Liste. Eine Zusammenarbeit mit US-Firmen ist seitdem nicht möglich. Der Bann hat weltweit massive Auswirkungen auf Huawei. Die Marktanteile schwinden und in der amerikanischen Forschungsabteilung wurden Hunderte Mitarbeiter entlassen. US-Präsident Donald Trump will "rechtzeitig" eine  Entscheidung treffen, wie er bei einem Treffen mit den Chefs großer US-Technologiekonzerne wie Cisco, Intel und Alphabet in Washington sagte.

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Über 600 der 850 Beschäftigten müssen gehen, bestätigte das Unternehmen am Montag. Diesen werde Abfindungspakete angeboten, teilte das Unternehmen mit. Der Stellenabbau sei "aufgrund der Einschränkung des Geschäftsbetriebs" durch die Maßnahmen der US-Regierung notwendig. Die Forschungsabteilung mit Standorten in Kalifornien und Texas befasst sich mit der Entwicklung von Netzwerken. Es agiert unter dem eigenen Namen Futurewei. Ein nicht von den Maßnahmen betroffener Mitarbeiter erklärte, die Arbeit sei nach den US-Verboten faktisch zum Stillstand gekommen. Ursprünglich sollte es eng mit amerikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten. Dem US-Patentamt zufolge hat Futurewei mehr als 2100 Patente eingereicht. 

Huawei muss auf Trump hoffen

Trump signalisierte bereits im Juni, dass die Verkäufe wieder aufgenommen werden könnten. Die Manager der US-Konzerne hätten ihre "starke Unterstützung" für nationale Sicherheitsbeschränkungen bekundet, erklärte das Weiße Haus. Die USA befürchten nach eigenen Angaben, dass der Telekomausrüster Spionage ermöglicht. Huawei weist dies zurück.

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Nach wie vor stützt sich US-Präsident Donald Trump darauf, dass Huawei für die chinesische Regierung spionieren könnte. Es steht der Vorwurf im Raum, dass Huawei in die 5G-Netzwerke Hintertüren und sogenannte „Kill Switches“ einbaut, um der chinesischen Regierung so die Machtübernahme über die technische Infrastruktur westlicher Länder zu ermöglichen.

Derlei Schwachstellen wurden noch nie in Huawei-Software nachgewiesen. In einem Interview mit der italienischen Zeitung „Il Sole 24 Ore“ erklärte Huawei-Gründer Ren Zhengfei, dass er bereit wäre, mit jedem Land „No Backdoor"-Abkommen zu unterzeichnen. Damit wäre auch der Zugriff auf Kundendaten unterbunden.

Keine Software, keine Prozessoren

Dabei drängt für Huawei die Zeit, denn der Bann lähmt auch das Smartphone-Geschäft. Anfängliche Berichte über eine Android-Alternative mit dem Namen Hongmeng wurden nun von Huawei selbst relativiert. Dieses stehe nicht für Smartphones zur Verfügung. Somit ist Huawei weiterhin von Google abhängig.

Auch bei den Prozessoren fehlt es an Alternativen. Der britische Lizenzgeber ARM hat nämlich ebenfalls seine Zusammenarbeit mit dem chineischen Hersteller beendet. Mit der Begründung, dass die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in den USA beheimatet ist.

Zwar entwickelt Huawei seine Prozessoren selbst, aber sie bauen wie auch alle anderen Smartphone-CPU auf der ARM-Architektur auf. Die Kirin-Serie kommt seit Jahren in den Huawei-Geräten zum Einsatz. Trotz des Banns soll der Nachfolger des Kirin 980 in Berlin auf der IFA Anfang September vorgestellt werden. Da die Arbeiten an dieser CPU bereits vor dem Bann begonnen haben, ist dieser noch davon ausgenommen. Danach steht Huawei aber ohne Prozessoren da. Und damit steht Huawei schon in absehbarer Zeit mit dem Rücken zur Wand. 

(bagre)

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Betroffen sei sollen Angestellte der auf Forschung und Entwicklung spezialisierten Tochterfirma Futurewei Technologies.

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