Agilität für Unternehmen

Agil über Nacht, Folge 4

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Agilität für Fortgeschrittene. Mit Scrum, Kanban und Lean sind Sie nun vertraut. Doch im Großen wird sich nichts ändern, wenn die Menschen ticken, wie sie immer tickten. Heute geht es um das Mindset.

Ein Mindset bestimmt, wie wir etwas wahrnehmen, interpretieren und daraus Entscheidungen ableiten - bekanntlich jeder anders. Um eine ganze Organisation auf ein agiles Mindset einzuschwören, grub die deutsche Bestsellerautorin Svenja Hofert ein Modell der 2008 verstorbenen Entwicklungspsychologin Jane Loevinger aus.

Die teilte Menschen in acht Persönlichkeitsstufen ein. Jeden Mitarbeiter, leitet Hofert ab, müsse man bei den organisatorischen Agilitätsbestrebungen auf der Stufe abholen, auf der er sich gerade befindet.

Führungskräfte müssen jetzt ganz stark sein. So hoch oben, wie sie denken, stehen die meisten nicht:

  1. Die ersten drei Entwicklungsstufen beschreiben die frühkindliche bis pubertäre Entwicklung (symbiotisch, impulsgesteuert und selbstorientiert). Die ersten beiden kommen wohl kaum im Unternehmen vor. Die letzten nennt Hofert „Egos“ - und ja, auf sie trifft man auch als Erwachsene gar nicht so selten.

  2. Ab Stufe 4 finden sich Führungskräfte. Anfangs sind sie noch gemeinschaftsorientiert-angepasst, sehen sich als Teil des Teams und gönnen sich nur selten den Luxus einer eigenen Meinung. Hofert nennt sie Stufe „Wir“.

  3. Auf Stufe 5 stehen vor allem fachliche Experten, die Regeln brauchen und alles richtig machen wollen (weshalb Hofert sie Stufe „Richtig“ nennt). Sie brennen für ihr Thema, sind wissensdurstig und lernwillig, aber verhaftet und noch nicht bereit, funktionsübergreifend zu denken. Das aber ist eine Vorbedingung für Agilität. Fünfer entwickeln sich selten von alleine auf die nächste Ebene.
  4. Auf Stufe 6 (bei Hofert Stufe „Effektiv“) finden sich die Ehrgeizigen, die Zielorientierten, die etwas erreichen wollen. Die frühen Sechser suchen ihre Verwirklichung noch im Ich, die reiferen im Wir. Zum Unterschied zu den Fünfern planen sie langfristig. Sie kommen gut mit Kennzahlen zurecht und lieben vorgegebene Ziele und Konzepte, weil sie ihnen Halt und Orientierung geben. Das ist ihre Schwäche: Eigene Gedanken sind noch selten.

  5. Die finden sich ab Stufe 7 (bei Hofert „Flexibel“ bzw. Stufe 8 „Flexibel Plus“). Diese Führungskräfte haben Vision und Haltung, betrachten die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln, beziehen alle Stakeholder ein, führen umsichtig, geben und nehmen Feedback. Sie kennen die Regeln und beugen oder brechen sie nach reiflicher Abwägung (siehe Shuhari, Folge 1).

Will nun ein Unternehmen alle seine Mitarbeiter für Scrum & Co begeistern, muss es jeden auf seiner Stufe ansprechen. Die Vierer über den Teamgedanken, die Fünfer über die Regeln, die Sechser über die Ziele und vom Siebener aufwärts über den Sinn.

Nun mag man darüber diskutieren, ob man Menschen in Klassen einteilen und damit bewerten soll. Für die Personalentwicklung kann die Klassifizierung jedoch der Schlüssel sein, das Mindset der gesamten Truppe agil zu machen.

Nächste Woche: SLAM

Die Anregungen zu dieser Folge stammen aus dem Buch von Svenja Hofert: Das agile Mindset.

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