"Keine konforme Truppe": Brandstätter kandidiert für Neos

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und der ehemalige 'Kurier'-Herausgeber Helmut Brandstätter
Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und der ehemalige 'Kurier'-Herausgeber Helmut BrandstätterAPA/ROBERT JAEGER
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Die Neos geben dem bisherigen „Kurier“-Herausgeber Brandstätter eine „Wildcard“. Er wird hinter Parteichefin Meinl-Reisinger auf Platz zwei kandidieren. Letztere betont: „Ich möchte Widerspruch, auch in den eigenen Reihen.“

Nun ist es offiziell: Der bisherige „Kurier“-Herausgeber Helmut Brandstätter wird auf Platz zwei der Neos-Bundesliste für die Nationalratswahl kandidieren. Der erweiterte Vorstand der Pinken habe sich am späten Mittwochabend einstimmig für eine „Wildcard" für den 64-Jährigen ausgesprochen. Damit erhält der Journalist den Listenplatz hinter Parteichefin Beate Meinl-Reisinger, die heute, Donnerstag, mit ihm vor die Medien trat.

Sie wolle „nicht in einem Land leben, in dem die Caritas diffamiert oder herab gewürdigt wird“, begann Meinl-Reisinger die Pressekonferenz am Vormittag und spielte damit auf die gewählte Lokalität an: das „Magdas Hotel“ im zweiten Wiener Gemeindebezirk. „Gestern hat hier der erste Lehrling abgeschlossen“ - umso passender sei es, dass „wir hier über unsere Zukunftspartnerschaft sprechen“, leitete sie die Vorstellung Brandstätters ein.

Brandstätter: „Show, Inszenierung und Spin erlebt“

Sie sei stolz, dass es immer wieder Bürger gebe, die sich entschließen, „die Zuschauerränge zu verlassen“ und sich aktiv in der Politik einsetzen zu wollen. Brandstätter - der allerdings nicht Parteimitglied werden wird - sei eine solche Person, der über „Anstand und Menschlichkeit“ verfüge und der in seinen Artikeln aufgezeigt habe, „dass es falsche Entwicklungen gibt im Land“. Genau das sei etwas, was die Neos wollen und brauchen würden: „Ich möchte keine konforme Truppe haben“, betonte Meinl-Reisinger, „ich möchte Widerspruch haben, auch in den eigenen Reihen“, anders sei „eine Erneuerung nicht möglich“.

Brandstätter bat sodann um Verständnis dafür, dass er für seinen Entschluss, der Medienbranche den Rücken zu kehren und zu kandidieren, „ein bisschen“ gebraucht habe. Grund für sein „Ja“ zu Neos sei gewesen, dass er in den vergangenen Monaten viel „Show, Inszenierung und Spin“ erlebt habe. Gestern, Mittwoch, beim erweiterten Neos-Vorstand, habe man hingegen rein über Sachthemen debattiert. „Das hat mich sehr motiviert und überzeugt, dass es für mich der richtige Weg ist.“ 

Kritik von der FPÖ

Kritik an der Nominierung des Journalisten gab es am Donnerstag von der FPÖ. Brandstätter, meinte der freiheitliche Generalsekretär Harald Vilimsky, tue als Politiker nun „genau das“, was er schon als Chefredakteur des „Kurier“ getan habe: nämlich unverblümt gegen die FPÖ ankämpfen. Der nun von Brandstätter eingeschlagene Weg ist in den Augen Vilimskys zumindest ein ehrlicher.

Zur Person

Helmut Brandstätter wurde am 24. April 1955 in Wien geboren. Seine journalistische Karriere begann - nach einem Studium der Rechtswissenschaften und dem Besuch der John-Hopkins-Universität in Bologna - 1982 in der Auslandsredaktion des ORF-Fernsehens. Zwischen 1984 und 1991 berichtete er als Korrespondent aus Bonn und Brüssel. 1991 übernahm Brandstätter im ORF die Leitung der Hauptabteilung Dokumentation. 1997 verließ er den öffentlich-rechtlichen Sender, um in Berlin die Geschäftsführung des Nachrichtensenders n-tv zu übernehmen.

Dem heimischen TV-Publikum erschien er zwischenzeitlich auch als Hauptdarsteller eines TV-Spots für einen japanischen Autohersteller in den 1990er Jahren. Bis zum Einstieg des Privatsenders RTL im Jahr 2003 war Brandstätter auch n-tv-Chefredakteur. Nach der Übernahme kehrte er nach Österreich zurück, dockte kurz beim damals neu gestarteten Wiener Privatsender Puls TV an und machte sich 2005 als Kommunikations- und Medienberater selbstständig.

2006 bewarb sich Brandstätter, der mit der ORF-Journalistin Patricia Pawlicki verheiratet und Vater von drei Kindern ist, für den Posten des ORF-Generaldirektors, der Posten ging allerdings an Alexander Wrabetz. Brandstätter widmete sich daraufhin seiner Kommunikationsagentur BBC (Brandstätter Business Communications). Anlässlich der Bestellung zum "Kurier"-Chefredakteur 2010 verkaufte er seine Anteile an der Agentur. Acht Jahre lenkte Brandstätter sodann die Tageszeitung, bis er 2018 als Chefredakteur durch Martina Salomon ersetzt wurde.

(hell/APA)

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