150 Tote bei Tragödie im Mittelmeer

Flüchtlingsschiff kenterte vor libyschen Küste: tödlichstes Unglück im Mittelmeer seit Jahresbeginn.

Tripolis. Vor der libyschen Küste hat sich erneut eine Tragödie zugetragen: Bei einem Schiffbruch sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR bis zu 150 Migranten ums Leben gekommen. Weitere 150 Personen seien gerettet worden und würden nun von der libyschen Küstenwache nach Libyen zurückgebracht, teilte ein UNHCR-Sprecher am Donnerstag in Genf mit.

„Falls diese Zahlen stimmen, wäre dies das tödlichste Unglück heuer im Zentralmittelmeer“, sagte der UNHCR-Sprecher. Auch Filippo Grandi, Chef der UNHCR, sprach von der „schlimmsten Tragödie im Mittelmeer“ seit Jahresbeginn.

300 Menschen an Bord

Das Schiff mit den Migranten war in Al Khoms gestartet, etwa 120 Kilometer von Tripolis entfernt. Offenbar waren 300 Menschen an Bord. Unklar ist, ob die Migranten auf eines oder zwei Boote verteilt waren. Gerettet wurden die Schiffbrüchigen von Fischern, die dann die Flüchtlinge der libyschen Küstenwache übergaben.

Libyen ist eine Drehscheibe für Flüchtlinge, von denen viele versuchen, in seeuntüchtigen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Das Flüchtlingshilfswerk und andere Hilfsorganisation haben wiederholt gefordert, auf dem Meer Gerettete nicht nach Libyen zurückzuführen. Sie würden dort unter unmenschlichen Bedingungen inhaftiert.

Italien hat seit Amtsantritt der populistischen Regierungskoalition vor einem Jahr seine Häfen für Flüchtlingsschiffe gesperrt und kriminalisiert NGO, die Migranten retten und sie trotz Verbots nach Italien bringen. (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2019)

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