Zigarren und Leoparden-Pumps

Es ist, wie so oft, überfallsartig zugegangen in der schmalen Gasse im Herzen Londons – fast so, als würde das Wohnzimmer in Flammen stehen oder als wäre der Dachboden eingestürzt.

Kaum war die Vormieterin aus dem Haus, stand der Neue da – dynamisch, unter Dampf und mit fuchtelnden Händen. Boris ante portas, hallte es seit Wochen durch London. Und er legte los wie ein Presslufthammer, der gleich alles in Grund und Boden stampfen würde.

„Warum sollte irgendjemand diesen Job wollen?“, fragte die Queen angeblich. Theresa May hatte immerhin den Vorteil, das Auszugsdatum aus 10 Downing Street im Voraus zu kennen – anders als ihre Vorgänger, die in der Wahlnacht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ausziehen, während Möbelpacker alle Hände voll zu tun haben mit Kisten und Kartons. Dass einiges liegen bleibt, manches sich ansammelt, vergessen und verloren, liegt auf der Hand.

Eine Fundgrube für Historiker: Churchills Zigarrenschachteln und ein Homburg-Hut, vergilbte „Times“-Exemplare und Platten aus den „Swinging Sixties“, Maggie Thatchers „Harrods“-Handtaschen, Spielzeug der Blair-Kids, ein Leoparden-Pumps von Theresa May – und Kater Larry als Gefährte für Boris & Carrie. Ein Hausrat wie für Halloween, die Nacht der Befreiung vom „europäischen Joch“ und die Geburtsstunde von „Global Britain“. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.07.2019)

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