Kommissar Barudis letzter Fall: Auf Mördersuche in Syrien

Rafik Schami spielt in seinem Roman mit dem Krimigenre, um die Verhältnisse in Syrien zu beschreiben.
Rafik Schami spielt in seinem Roman mit dem Krimigenre, um die Verhältnisse in Syrien zu beschreiben.Arne Wesenberg
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Der italienischen Botschaft in Damaskus wurde ein Fass mit der Leiche eines Kardinals geliefert. Kommissar Barudi muss in „Die geheime Mission des Kardinals” seinen letzten Fall lösen.

Eine leichte Aufgabe ist es nicht, die Kommissar Zakaria Barudi zu bewältigen hat. Als wäre es nicht schon schwer genug, knifflige Kriminalfälle zu lösen, mischen sich auch immer wieder die Mächtigen in die Ermittlungen ein: das Militär, der Clan um den Präsidenten und vor allem die Geheimdienste, die das Land unter Kontrolle haben. Da kommt schon einmal ein gefährlicher Gesetzesbrecher davon, weil er einflussreiche Freunde und Verwandte hat. Oder die Staatssicherheit nimmt ein Verbrechen zum Anlass, um eine Säuberungsaktion im Offizierskorps durchzuführen – ganz gleich, ob die ohne Verfahren Exekutierten überhaupt etwas mit der Tat zu tun hatten.

Das System des Staates Syrien unter der Regentschaft der Familie Assad ist ein kompliziertes Umfeld für Polizisten. Doch Kommissar Barudi weiß mittlerweile mit den besonderen Umständen umzugehen. Mehr als 40 Jahre schon arbeitet er für die syrische Kriminalpolizei. Der Mann mit der dicken Brille und der nach außen gespielten Arglosigkeit ist in Damaskus längst eine Legende. Denn er konnte in seiner langen Karriere bereits zahlreiche spektakuläre Mordfälle klären. Er regt damit die Fantasie der Damaszener an, die in ihm eine Mischung aus syrischem Sherlock Holmes und dem amerikanischen Fernsehheldendetektiv Magnum sehen wollen.


Der Tote im Olivenöl. Jetzt – so kurz vor der Pensionierung – bekommt es Kommissar Barudi mit einem besonders bizarren Verbrechen zu tun. Ein Kardinal, der aus Italien nach Syrien gereist war, wurde ermordet. Und als wäre das nicht schlimm genug: Die Leiche des Geistlichen wurde auch noch in einem Fass voller Olivenöl an die italienische Botschaft in Damaskus geliefert. Der Fall ist nicht nur abscheulich, sondern birgt auch das Potenzial für gehörige diplomatische Verwicklungen mit Italien und dem Vatikan in sich. Deshalb fordert man in Syrien von allerhöchster staatlicher Stelle eine rasche Aufklärung. Eine letzter schwieriger Einsatz für Kommissar Barudi vor seinem Ruhestand.


Mehr als ein spannender Krimi. Der syrisch-deutsche Schriftsteller Rafik Schami hat sich in seinem neuen Roman „Die geheime Mission des Kardinals“ erneut am Genre der Kriminalliteratur bedient. Sein Held Barudi hatte schon einmal einen Auftritt – im 2004 erschienen Buch „Die dunkle Seite der Liebe“. So wie „Die dunkle Seite der Liebe“ ist auch „Die geheime Mission des Kardinals“ nicht einfach nur ein spannender Krimi. Schami beschreibt mit Liebe zum Detail die Verhältnisse in Syrien – dem Land in dem er geboren ist und bis 1970 gelebt hat.

Das farbenprächtige Gesamtbild, das er von Syriens Gesellschaft zeichnet, setzt er zum Teil aus den einzelnen Geschichten seiner Romanfiguren zusammen. Er geht bei jedem der wichtigen Charaktere in die Tiefe, erzählt von ihrer Vergangenheit, ihrem Leid und der Liebe.

Die Handlung des Romans „Die geheime Mission des Kardinals“ verlegt Rafik Schami ins Syrien kurz vor Beginn des Aufstandes gegen Machthaber Bashar al-Assad. Noch gibt es nicht die Demonstrationen von 2011 oder den darauffolgenden Krieg. Doch im Norden des Landes treiben bereits islamistische Aufständische ihr Unwesen. Genau dorthin, in den Norden, reist Kommissar Barudi, um das Verbrechen am italienischen Kardinal aufzuklären. Bevor er ermordet wurde, hatte der Geistliche dort einen Bergheiligen besucht, der allerlei angeblicher Wundertaten vollbringt. Der Bergheilige ist eigentlich ein Muslim, beruft sich bei seinem Tun aber auf Jesus.

Kommissar Barudi wird auf seiner Mission von einem Kollegen aus Italien unterstützt. Gemeinsam stochern sie in einem Nebel aus tiefer Religiosität, Aberglauben, Geldmacherei, den Interessen einflussreicher Religionsvertreter und dem beinharten Machtkalkül der Regierung. Und sie erleben am Ende eine böse Überraschung.

Neu Erschienen

Rafik Schami
„Die geheime Mission des Kardinals”

Hanser Verlag
432 Seiten
26,80 Euro

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.07.2019)

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