Akademikerinnen fordern weniger Gehalt als männliche Kollegen

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Frauen fordern weniger Gehalt als Männer zeigt eine aktuelle Studie. Für beide aber zählt bei der Arbeitgeberwahl dasselbe: Der gute Ruf des Unternehmens.

Dass Frauen weniger als Männer verdienen, ist landläufig bekannt. Aktuell liegt der Gender Pay Gap hierzulande nach Zahlen der Statistik Austria bei 37,3 Prozent. Berücksichtigt man die Unterschiede im Beschäftigungsausmaß (Teilzeit, unterjährige Beschäftigung) und beschränkt den Vergleich auf ganzjährig Vollzeitbeschäftigte, liegt er bei 15,6 Prozent.

Dass sich dieser Unterschied schon bei der Gehaltsverhandlung bemerkbar macht, zeigt nun eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey und des Karrierenetzwerks e-fellows.net. Demnach erwarten sich deutsche Top-Akademikerinnen beim Berufseinstieg im Schnitt 12.000 Euro weniger als ihre männlichen Kollegen. Denn während männliche High Potentials von einem Jahresgehalt von rund 62.000 Euro ausgehen, fordern Frauen lediglich 50.000 Euro.

Weniger Gehalt und Überstunden

„Obwohl es bereits seit einigen Jahren eine Diskussion um das Thema Gender Pay Gap gibt, haben Top-Studentinnen immer noch wesentlich niedrigere Gehaltserwartungen als männliche Toptalente", sagt Julia Klier, McKinsey-Partnerin und Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Universität Regensburg.

Insgesamt aber steigen bei beiden Geschlechtern die Erwartungen an den künftigen Verdienst. Wie die Umfrage „Most Wanted" unter 7000 Talenten, darunter Studierende, Absolventen und Berufsneulinge, zeigt, sinkt jedoch die Bereitschaft, dafür Überstunden zu leisten: Für ein hohes Einkommen sind Männer bereit, mehr als 48 Stunden pro Woche zu arbeiten, Frauen rund 44 Stunden. Da sind rund drei Stunden weniger als zuletzt 2015.

Guter Ruf des Unternehmens entscheidend

Die männlichen Absolventen fordern jedoch nicht nur mehr Gehalt, sondern sind auch risikofreudiger. Das Streben nach einer Top-Position ist unter ihnen ebenso weiter verbreitet: 75 Prozent möchten in einer hohen Führungsposition umfassende Verantwortung für ein Unternehmen übernehmen. Ein Ziel, das nur 56 Prozent der befragten Frauen verfolgen.

Einigkeit herrscht unter beiden Geschlechtern bei der Frage nach der Unternehmenswahl: 100 Prozent ist der gute Ruf des Arbeitgebers und der Branche wichtig. Die Männer wünschen sich außerdem attraktive Produkte und Dienstleistungen sowie herausfordernde Aufgaben. Die Work-Life-Balance (12 Prozent) und flexibles Arbeiten (3 Prozent) sind hingegen weniger relevant.

Für Frauen sind herausfordernde Aufgaben, Unternehmenskultur und Nachhaltigkeit die wichtigsten Auswahlkriterien. Keine Relevanz haben attraktive Standorte (1 Prozent) und Entwicklungsmöglichkeiten zur Führungskraft (0,6 Prozent). Auch hier sind Work-Life-Balance (7 Prozent) und flexibles Arbeiten (4 Prozent) ähnlich unwichtig.

(red./juwe)

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