Fleischersatz vom Leberkäse-Produzenten – warum auch nicht?

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Hermann Neuburger erklärt, dass er an vegetarischen Alternativen arbeitet, weil er „Probleme mit Fleisch“ hat. Wer damit ein Problem hat, sollte sich Gedanken über seine eigenen Motive machen.

Okay, eine gewisse Komik hat es schon, wenn Mister Leberkäse himself sagt, dass er „schon lange Probleme mit Fleisch“ hat. Hermann Neuburger erklärte in einem Interview, die Entwicklung der Fleischproduktion, das Leid der Schlachttiere, das alles könne er nicht mehr ertragen. Daher arbeite er intensiv an fleischlosen Alternativen.

Nun könnte man übers Wasser predigen und übers Wein trinken philosophieren. Man könnte sich über Heuchler aufregen, die erst auf den Zug aufspringen, wenn es lukrativ wird. Oder über „Greenwashing“. Aber: Wer sich darüber ärgert, dass große Fleischproduzenten oder Fast-Food-Ketten Vegetarisches in ihr Programm aufnehmen, wer die Nase rümpft, weil Tabak-Konzerne ernsthaft über weniger schädliche Alternativen zu Zigaretten nachdenken, der sollte auch ernsthaft über seine eigenen Motive nachdenken. Geht es nur darum, die Menschen/die Tiere/die Welt zu retten? Oder will man auch Teil eines exklusiven Zirkels sein, der es „eh immer schon gewusst hat“, auch damals schon, als es eben noch nicht cool war, Veganer/Bio-Fan/Nichtraucher zu sein?

Wir müssen kein Unternehmen heilig sprechen, weil es auf die Idee kommt, auch mit weniger umweltschädlichen Produkten Geld zu verdienen (und wir müssen das Zeug auch nicht kaufen). Aber trotzdem kann man sich darüber freuen, dass Leberkäse-Produzenten fleischlose Alternativen entwickeln. Oder darüber, dass es immer mehr regionale Bio-Produkte beim Diskonter gibt. Oder auch darüber, dass „Feminist“-T-Shirts und Regenbogenfahnen bei großen Modeketten Einzug halten. Oder dass auf deren Plakaten plötzlich nicht mehr ausnahmslos untergewichtige Frauen zu sehen sind.

Denn egal, ob die Konzernchefs einen moralischen Wandel durchgemacht haben oder ob sie die bloße Profitgier treibt: Es gibt offenbar eine relevante Zielgruppe für ein Thema. Es ist auf dem Massenmarkt angekommen - und das heißt wiederum: bei einem großen Teil der Bevölkerung.

Anmerkung:In der ursprünglichen Version der Glosse hatte es geheißen, Neuburger arbeitet an veganen Alternativen. Das ist so nicht richtig, da die Produkte auch Eiweiß von Hühnereiern beinhalten. Wir haben die Angaben korrigiert. 

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