Viva Las Vegas: Das Kagraner Eishockeymärchen

Einzigartige Kulisse für ein großartiges Projekt: Misha Donskov und Mike Kelly (Las Vegas) sowie Christian Dolezal und Franz Kalla (Capitals, v. l.) zeigen Flagge.
Einzigartige Kulisse für ein großartiges Projekt: Misha Donskov und Mike Kelly (Las Vegas) sowie Christian Dolezal und Franz Kalla (Capitals, v. l.) zeigen Flagge. (c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Die Vienna Capitals pflegen ihre seit 2017 mit NHL-Klub Las Vegas Golden Knights laufende Zusammenarbeit. Man tauscht Ideen und Know-how, Trainer referieren – aktuell auch beim „Summer High Performance Camp“.

Wien. Für Amerikaner ist Las Vegas so etwas wie das Disneyland für Erwachsene. In der Wüste Nevadas gelten andere Regeln, haben Entertainment und Glücksspiel Vorrang. Aber auch Spitzensport ist hier zu finden: Eishockey. Und der NHL-Klub Golden Knights bricht den Vienna Capitals zuliebe nun schon seit zwei Jahren mit dem in den USA gelebten Kultmotto. „What happens in Vegas, stays in Vegas“, heißt es. Geht es aber um Spiel, Können, Pucks und Eishockey-Know-how, läuft ein überaus reger Austausch mit Kagran.

Es klingt wie in einem Märchen, weil sich ein Klub aus der Milliardenbranche, die die National Hockey League global darstellt, in die Donaustadt verirrt hat und „ungeheuer großen Wert auf diese Kooperation legt“, wie Misha Donskov, Head of Hockey Operations bei einem Plausch in der Sky Bar erzählt. Es gehe um das gemeinsame Lernen, den Blick über den Tellerrand. Mit Capitals-Manager Franz Kalla verbinde ihn seit 2015, als er in Wien mit Team Kanada stationiert war, eine enge Freundschaft. Und daraus wurde Business. „Jeder profitiert! Wir werden als Marke größer, und ihr lernt neue Ideen kennen.“

Wie Wien von Vegas profitiert

Ideen, diese habe Kalla bereits zuhauf aufgesaugt. Die verheißungsvolle Vision, dass der NHL-Vizemeister von 2017 zu einem Testspiel aufschlägt oder die Wiener zum Klubausflug nach Vegas ausrücken, sei ihm zu simpel. Es gehe um Coaching, Scouts, Spielerentwicklung, Büros, die Chance, Spieler wie Nate Schmidt zwischenzuparken, Logistik, Technik, PR, Medienarbeit, Ticketing, Merchandising; Kalla kam mit dem Aufzählen der Benefits kaum nach.

Aus purer Liebe zum Puck gedeihe so etwas nicht, es gehe um Sport, Entwicklung und Geschäft. Möglich wurde es durch Kontakte, die Excoach Serge Aubin flicht und Dave Cameron, einst NHL-Coach in Ottawa, intensiviert hat.

Wer das nicht glauben könne, dürfe zuschauen, sagt Kalla. Seit Montag laufe für eine Woche das „Summer High Performance Camp“, und Knights-Chefcoach Mike Kelly gibt sogar den jüngsten Spielern der Silver Caps wichtige Tipps. Dass manch einer schon zwei Stunden zu früh da war und um sieben Uhr nervös durch den Gang flitzte, verriet Trainer Christian Dolezal, zeige die geweckte Euphorie. Wann kommt denn schon ein aktueller NHL-Coach nach Kagran und leitet das Training?

Kelly lobte den Einsatz der Nachwuchsspieler, ihren Willen. Bei drei, vier Talenten sei es nicht ausgeschlossen, dass sie den Weg in eine kanadische Juniorenliga finden könnten. Alles Weitere wären Spekulationen, Träume. Wer weiß, vielleicht gibt es ja einmal einen Caps-Crack, der bei den Knights landet. Oder ein Testspiel? 1999 waren Buffalo (mit Weltstar Dominik Hašek) und Tampa Bay (mit Vincent Lecavalier) in Innsbruck und Klagenfurt aufgetaucht.

Unglaublich, aber wahr: Austrias Eishockey ist für Amerika tatsächlich ein Begriff.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2019)

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