Österreich-iranischer Doppelstaatsbürger seit Jänner im Iran inhaftiert

Der Generalsekretär der österreichisch-iranischen Freundesgesellschaft soll unter unklaren Umständen im berüchtigten Evin-Gefängnis sitzen. Diplomatische Versuche, ihn aus der Haft zu befreien, scheiterten.

Ein gebürtiger Iraner, der in Wien den Doktor in Maschinenbau machte und 1980 die österreichische Staatsbürgerschaft erwarb, dürfte seit Monaten im Iran inhaftiert sein, berichtet "Der Standard". Es handelt sich demnach um den Generalsekretär der österreichisch-iranischen Freundesgesellschaft, Massud Mossaheb.

Der Grund der Verhaftung des österreichisch-iranischen Doppelstaatsbürgers Mossaheb Ende Jänner bei einem Aufenthalt in Teheran scheint unklar. Ex-Verteidigungsminister Werner Fasslabend, Präsident der Freundesgesellschaft zur Pflege der bilateralen Verbindungen zwischen dem Iran und Österreich, appellierte in der Zeitung an den iranischen Präsidenten Hassan Rouhani und Außenminister Mohammad Javad Zarif, in dieser "absolut unverständlichen und absurden Angelegenheit" für "Klarheit und rechtsstaatliche Prinzipien" zu sorgen. Die iranische Botschaft in Wien beantwortete eine Anfrage des "Standard" zu dem Fall nicht.

Iran erkennt österreichische Staatsbürgerschaft nicht an

Versuche der österreichischen Diplomatie, sich für Mossaheb einzusetzen, brachten bisher keine Erfolge - nicht zuletzt deswegen, weil der Iran die Zurücklegung der iranischen Staatsbürgerschaft nicht akzeptiert und den 72-Jährigen demgemäß rein als iranischen Staatsbürger betrachtet und nicht (auch) als Österreicher. Zuletzt habe sich diesen Monat Außenminister Alexander Schallenberg in einem Schreiben an seinen Amtskollegen Zarif bezüglich Mossaheb gewandt, schreibt "Der Standard".

Dem Bericht zufolge begleitete der Austro-Iraner im Jänner eine Delegation der Med Austron, als er verhaftet wurde. Med Austron ist ein dem Land Niederösterreich gehörendes Forschungszentrum für Strahlentherapie. Das Zentrum errichtet einen Ableger nahe Teheran. Med-Austron-Geschäftsführer Afred Zens sagte dem "Standard", man sehe "keinen direkten Zusammenhang" zwischen der Inhaftierung Mossahebs und diesem Projekt. Man hoffe, das sich der Sachverhalt bald kläre.

Mossaheb soll gesundheitliche Probleme haben und unter prekären Bedingungen im berüchtigten Evin-Gefängnis festgehalten werden. Die Haftanstalt ist wegen Menschenrechtsverletzungen seit Jahren gefürchtet. Dort werden viele politische Dissidenten festgehalten. Seit der internationale Konflikt mit dem Iran wieder aufgeflammt ist, häufen sich die Verhaftungen von Doppelstaatsbürgern im Iran. Oft lautet der Vorwurf auf Spionage. Mit dem 2016 wegen Spionage zu zehn Jahren Gefängnis verurteilten IT-Berater Kamran Ghaderi befindet sich laut dem "Standard" ein zweiter Austro-Iraner in iranischer Haft.

(APA)

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