Erste Group: Rumänien-Urteil drückt Gewinn

Erste-Chef Andreas Treichl sorgt sich um die Finanzbildung in Österreich.
Erste-Chef Andreas Treichl sorgt sich um die Finanzbildung in Österreich.(c) Clemens Fabry
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Operativ lief das Geschäft des Instituts gut, die Aktie lag am Mittwochnachmittag dennoch deutlich im Minus.

Wien. Es ist in jeder Hinsicht ein besonderes Jahr für Erste-Group-Chef Andreas Treichl: 2019 ist sein letztes Jahr als Bank-Chef. Zugleich feiert das Institut ein Jubiläum: 1819 war die Erste österreichische Spar-Casse gegründet worden.

Aktionären, die auf eine Sonderdividende gehofft hatten, erteilte Treichl am Mittwoch bei der Präsentation der jüngsten Quartals- und Halbjahreszahlen eine Absage: Allenfalls denke man darüber nach, wenn die Eigenkapitalquote über 14 Prozent steigt. Derzeit liegt sie bei 13,5 Prozent. Die Dividende für 2019 werde aus heutiger Sicht bei 1,50 Euro je Aktie liegen; im Vorjahr waren es 1,40 Euro.

Die jüngsten Quartalszahlen der Erste Group kamen indes gar nicht gut an, die Aktie lag am Mittwochnachmittag deutlich im Minus. Grund war eine Rückstellung für einen verlorenen Rechtsstreit in Rumänien in Höhe von 150 Mio. Euro. Diese hatte zur Folge, dass der Nettogewinn gegenüber dem Vorjahresquartal um 19 Prozent auf 355 Mio. Euro sank. Im Halbjahr betrug der Rückgang 5,5 Prozent auf 732 Mio. Euro.

Bei dem Rechtsstreit ging es, wie berichtet, um die Geschäftsaktivitäten der rumänischen Bausparkasse BCR BpL. Sie ist eine Tochter der Erste-Group-Beteiligung BCR, der zweitgrößten Bank des Landes. Kern der Auseinandersetzung war die Frage, ob staatliche Bausparförderungen rechtskonform ausbezahlt wurden. Während das Gericht erster Instanz der Rechtsauffassung der BCR BpL in den wichtigsten Punkten gefolgt war, hatte das Höchstgericht diese Meinung verneint und die Entscheidung des Erstgerichts am 24. Juni aufgehoben.

Weniger faule Kredite

Davon abgesehen lief das Geschäft der Erste Group gut. Das Betriebsergebnis stieg im ersten Halbjahr um 11,5 Prozent auf 1,447 Mrd. Euro. Grund waren höhere Erträge, aber auch gesunkene Aufwendungen. Das verdankt das Institut unter anderem der Tatsache, dass mehr Rückstellungen für faule Kredite aufgelöst werden konnten, als neu gebildet werden mussten. Der Anteil der notleidenden Kredite fiel von 3,2 auf 2,8 Prozent.

Andreas Treichl wird Anfang 2020 Aufsichtsratsvorsitzender der Erste Stiftung und will sich dort unter anderem dem Thema Finanzbildung widmen, bei dem er in Österreich großen Nachholbedarf sieht. Die Kombination von Niedrigzinsen und Veranlagungsgewohnheiten (Hang zum Sparbuch) führe dazu, dass die Österreicher jährlich real fünf Mrd. Euro Vermögen verlieren. (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2019)

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