Hannovers Flughafenchef Raoul Hille kann der aktuellen Debatte über den Klimasünder Fliegen wenig abgewinnen. Er meint: „Man kann alles diskutieren, aber bitte im Lichte objektiver Fakten.“
Flugscham und Co. sind derzeit in aller Munde. Zuletzt haben sich die Grünen in Deutschland auf das Thema eingeschossen. So forderte die Partei etwa Maßnahmen gegen Inlandsflüge und die Streichung sämtlicher Subventionen für Fluglinien. Auch die junge Klimaaktivistin Greta Thunberg macht immer wieder durch Aktionen gegen das Fliegen auf sich aufmerksam. Hannovers Flughafenchef Raoul Hille reagiert auf die aktuelle Debatte gereizt. „Ganz ehrlich: Wenn ich das Wort Flugscham höre, kriege ich Blutdruck“, sagte er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Und weiter: „Ich höre im Moment nur, was alles verboten und teurer werden soll. Das ist der falsche Weg, das ist Stimmungsmache. Man wird nicht auf den Flugverkehr verzichten können“.
Hille sagt, in Deutschland gingen lediglich 0,3 Prozent des CO2-Ausstoßes auf Inlandsflüge zurück, weltweit mache der Luftverkehr zwischen zwei und drei Prozent der Emissionen aus. Sogar das Internet habe einen höheren CO2-Fußabdruck als die Luftfahrt. „Da höre ich aber nichts von den Fridays-for-Future-Kids nach dem Motto: „Verzichtet mal auf Netflix“.“
„So lange die Kohlekraftwerke brummen, spielt es überhaupt keine Rolle, ob wir fliegen oder nicht“, sagt Hille. Man könne „alles diskutieren, aber bitte im Lichte objektiver Fakten.“
„CO2-Freies Fliegen bald möglich"
Außerdem erwartet Hille große technologische Fortschritte: „CO2-freies Fliegen wird möglich sein in 20 Jahren, vielleicht schon eher“, so der Flughafen-Chef. „Aus CO2 und Wasser kann mit regenerativer Energie synthetisches Kerosin hergestellt werden. Das ermöglicht CO2-freies Fliegen. Im Labormaßstab funktioniert das schon. Binnen zehn Jahren ist das im großindustriellen Maßstab zu machen.“ Um entsprechende Projekte zu finanzieren, solle die Luftverkehrsabgabe von rund einer Milliarde Euro im Jahr zweckgebunden dafür genutzt werden, schlug Hille vor.
Europa habe die Chance, mit der Power-to-Liquid-Technologie eine weltweit führende Rolle einzunehmen, sagte der Manager weiter. „Das wäre ein Segen für die Umwelt.“
(sk)