Craft-Beer-Händler als Verfechter der Gleichberechtigung?

Kann man dem Mann, der Sigi Maurer verklagte, sein Engagement für Homosexuelle abnehmen?

Wenn von „dem Craft-Beer-Händler“ die Rede ist, weiß mittlerweile fast jeder in Wien, wer gemeint ist. Natürlich geht es dann um jenen Betreiber eines Biergeschäfts, der durch eine Klage gegen die ehemalige grüne Abgeordnete Sigi Maurer bekannt wurde. Weil sie höchst obszöne und sexistische Nachrichten, die vom Facebook-Account seines Geschäfts verschickt wurden, veröffentlichte. Und er behauptete - vorerst erfolgreich -, es nicht gewesen zu sein. (In der ersten Instanz gewann er den Prozess wegen übler Nachrede gegen Maurer, das Oberlandesgericht hob das Urteil jedoch auf. Der Prozess muss wiederholt werden.)

Genau dieser Händler sorgt wieder einmal für Aufsehen. Zum einen wurden auf der Website seines Shops unter der Rubrik „Gewinnspiel 100 €-Verbrecher gesucht“ Fotos von Personen veröffentlicht, die am Geschäft Vandalismus (ein Mann scheint auf die Auslage zu spucken) und Diebstahl begangen haben sollen. Die Menschen waren bei dieser Art der „Privatfahndung“ nicht anonymisiert, was Rechtsexperten zufolge zumindest deren Persönlichkeitsrechte verletzt. Wenn nicht auch andere Gesetze gebrochen wurden.

Doch lassen wir diese seltsame Art, auf Verbrecherjagd zu gehen, einmal beiseite. Dieser Craft-Beer-Händler setzt sich seit neuestem auch für  Gleichberechtigung und die Rechte von Homosexuellen ein. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass er auf seiner Website mehrere Wochen mit einem „Lesbenbonus“ warb. Bei einem Outing im Geschäft würden homosexuelle Frauen 10 Prozent Rabatt erhalten, hieß es. Darauf von der Wiener Zeitung angesprochen, ließ er die Aktion jedoch rasch von der Website löschen. Denn eigentlich sei er das ja gar nicht selbst gewesen.

Die Häme, die es daraufhin in sozialen Medien regnete, wollte er wohl nicht auf sich sitzen lassen. Einen Tag später startete er (Vielleicht auch gar nicht er, sondern vielleicht sein Zwilling ode ein imaginärer Sandkastenfreund?) eine weitere Aktion: Mit dem Satz: „Sind Sie Gay? Es ist vollkommen ok!“ werden seit Donnerstag die „Gay days“ angekündigt. Weil „hier nicht nur gelabert wird, sondern Gleichberechtigung gelebt“ werde, würden bis 12. August homosexuelle Männer mit einem 10-Prozent-Rabatt belohnt.

Es mag sein, dass man dem Urheber der Rabattaktionen zu Unrecht Homophobie unterstellt. Vielleicht will er sich ja wirklich für die Rechte aller einsetzen: Also Lesben, Schwule, Bi- und Intersexuelle, Transmenschen, oder sogar Frauen?

Vielleicht. Aber zuerst erinnern wir uns noch einmal, wie die Nachrichten lauteten, die an Maurer vom Account des Craft-Beer-Shops geschickt wurden. Und die von einem etwas anderen Menschenbild zeugen dürften: „Hallo Du bist heute bei mir beim Geschäft vorbei gegangen und hast auf meinen Schwanz geguckt als wolltest du Ihn essen.“

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