Seine erste Wahlniederlage tut Premier Boris Johnson nicht weh

Der britische Premier Boris Johnson konnte nicht damit rechnen, das Mandat in Wales halten zu können.
Der britische Premier Boris Johnson konnte nicht damit rechnen, das Mandat in Wales halten zu können.APA/AFP/JESSICA TAYLOR
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Nach der Schlappe bei der Nachwahl in Wales rücken vorzeitige Neuwahlen des britischen Unterhauses noch ein Stück näher.

London. Nur eine Woche nach seinem Amtsantritt hat der neue britische Premierminister, Boris Johnson, eine dreifach schmerzhafte Niederlage erlitten: Mit dem Verlust des walisischen Wahlkreises Brecon and Radnorshire an eine gemeinsame Kandidatin des Anti-Brexit-Lagers, die Liberaldemokratin Jane Dodds, haben die Gegner von Johnsons hartem No Deal gezeigt, dass mit ihnen weiter zu rechnen ist. Zum Zweiten ist damit Johnsons Mehrheit im Londoner Unterhaus auf ein Mandat geschmolzen. Schließlich wird es ein Premier wie Johnson nicht leicht hinnehmen, dass keiner seiner Vorgänger seit 1945 nach so kurzer Zeit bereits einen Sitz verloren hat. Dennoch ist es eine Niederlage, die ihn nicht allzu sehr schmerzen wird.

Denn obwohl die Liberaldemokraten die klaren Sieger der Nachwahl waren, fielen die Verluste der Konservativen deutlich geringer aus, als die Parteizentrale befürchtet hatte. Der bisherige Tory-Abgeordnete Chris Davies wollte sich mit der Nachwahl von Vorwürfen der Spesenschwindelei reinwaschen. Immerhin 39 Prozent der Wähler sprachen ihm das Vertrauen aus. Der konservative Parteichef, James Cleverley: „Es war ein sehr knappes Ergebnis, während alle einen klaren Sieg der Liberaldemokraten erwartet hatten.“

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