Massaker in Texas: Polizei ermittelt wegen rassistischen Hintergrunds

Der Schütze von El Paso. Mutmaßliches Motiv: Rassismus.
Der Schütze von El Paso. Mutmaßliches Motiv: Rassismus.APA/AFP/KTSM 9 news Channel/COUR
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Ein 21-Jähriger tötete in einem Supermarkt in El Paso mindestens 20 Menschen. Kurz vor seiner Tat veröffentlichte er ein Manifest mit rassistischem Inhalt und Sympathien für den Christchurch-Attentäter.

Zwei tödliche Schusswaffenangriffe innerhalb 24 Stunden. In den USA herrscht Fassungslosigkeit über zwei Gewalttaten. Wenige Stunden nach dem Angriff in einem Einkaufszentrum in der texanischen Grenzstadt El Paso mit 20 Toten starben neun Menschen durch einen ähnlichen Vorfall in Ohio.

In Texas ermittelt die Polizei ermittelt wegen eines möglichen rassistischen Hintergrunds. Ein vom Täter verfasstes Online-Manifest weise auf ein mögliches "Hassverbrechen" hin, sagte der Polizeichef von El Paso, Greg Allen, am Samstag. Zuerst war nicht klar gewesen, ob das Schreiben mit der Tat in Zusammenhang steht. Nun steht fest: Der mutmaßliche Schütze, ein 21-Jähriger aus dem texanischen Allen, hat es verfasst. Medienberichten zufolge ist darin von einer "hispanischen Invasion" die Rede. Die "unangenehme Wahrheit" sei, dass "sowohl Demokraten als auch Republikaner uns seit Jahrzehnten im Stich gelassen haben", heißt es demnach darin.

Der Täter äußert in dem vierseitigen Text seine Unterstützung für den rassistischen Attentäter von Christchurch, der Mitte März in Neuseeland zwei Moscheen angegriffen und 51 Menschen getötet hatte. Die "New York Times" berichtete, der Text sei 19 Minuten vor dem ersten Notruf in El Paso online gegangen.

Die Polizei geht daher von einem möglichen Hassverbrechen aus. Als Hassverbrechen werden in den USA Taten charakterisiert, die sich etwa gegen Menschen einer bestimmten Herkunft, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung richten.

Der 21-Jährige hatte am Samstag das Feuer in einem Walmart-Einkaufszentrum in El Paso eröffnet. Augenzeugen zufolge fielen die ersten Schüsse gegen 10.30 Uhr (Ortszeit). Laut Zeugen feuerte der Schütze wahllos auf seine Opfer. 20 Menschen kamen ums Leben, 26 weitere wurden verletzt. Nach Angaben der Polizei waren zum Tatzeitpunkt 1000 bis 3000 Menschen in der Mall. Der Täter wurde festgenommen.

"Bekomme sowieso die Todesstrafe"

In dem Manifest äußerte er die Erwartung, dass er bei der Tat getötet werde. Sollte er festgenommen werden, sei dies "viel schlimmer" als erschossen zu werden, "weil ich sowieso die Todesstrafe bekomme".

Der Gouverneur des Bundesstaates Texas, Greg Abbott, sprach von einem der "tödlichsten Tage in der Geschichte von Texas" und von einem "hasserfüllten und sinnlosen Gewaltakt".

El Paso

83 Prozent der 680.000 Einwohner der Grenzstadt El Paso sind laut US-Statistik Hispanoamerikaner. Die Zahl der Gewaltverbrechen ist niedriger als in vergleichbaren US-Städten. In den vergangenen Monaten ist der Ort zu einem der wichtigsten Anlaufpunkte für Migranten aus Zentralamerika geworden. An den Wochenenden zieht die Stadt viele Mexikaner zum Einkaufsbummel an.

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador teilte in einer Videobotschaft mit, unter den Toten seien drei Mexikaner. Nach Angaben des mexikanischen Außenministeriums wurden sechs weitere Mexikaner verletzt, darunter ein zehnjähriges Mädchen.

US-SHOOTING-EL PASO
US-SHOOTING-EL PASO(c) APA/AFP/JOEL ANGEL JUAREZ (JOEL ANGEL JUAREZ)

Viele Familien im Walmart

Der Sender CNN berichtete, Familien hätten in dem Walmart in dem Ladenkomplex für den bevorstehenden Beginn des neuen Schuljahres eingekauft. Auch rund 100 Walmart-Mitarbeiter seien in dem Supermarkt gewesen. Der älteste Verletzte sei 82 Jahre alt. Der Konzern zeigte sich schockiert über die Geschehnisse. Man bete für die Opfer, hieß es in einer Twitternachricht von Walmart.

Die Polizei rief die Menschen in El Paso dazu auf, Blut zu spenden. Gouverneur Abbott sagte am Samstagabend, es hätten sich Schlangen von Menschen gebildet, die Blut spenden wollten. "Jetzt ist es an der Zeit für Texaner, zusammenzukommen und sich gegenseitig zu unterstützen."

Tabitha Estrada, Mitarbeiterin eines Ladens in dem Einkaufszentrum, sagte CNN, sie habe sich mit Kunden im hinteren Teil des Geschäfts versteckt gehabt. Viele ihrer Kunden seien aus Mexiko gewesen. "Es ist surreal, dass das in unserer Stadt passiert, weil ich El Paso nie als einen hasserfüllten Ort kennengelernt habe." Sie fügte hinzu, erst vor rund einem Monat habe die Polizei in dem Einkaufszentrum eine Übung für einen möglichen Amokschützen abgehalten.

Trump nennt Tat einen "Akt der Feigheit"

US-Präsident Donald Trump nannte die "hasserfüllte Tat" nicht nur tragisch, "es war ein Akt der Feigheit". Es gebe keine Rechtfertigung dafür, unschuldige Menschen zu töten, schrieb er auf Twitter. Trump sagte dem Gouverneur von Texas die volle Unterstützung der Regierung in Washington zu. "Gott sei mit Euch allen!", fügte er hinzu.

Wenig später lobte Trump noch die Arbeit der Sicherheitsbehörden. "Die Strafverfolgung war in beiden Fällen sehr schnell", schrieb er. Das FBI und die örtlichen und bundesstaatlichen Strafverfolgungsbehörden arbeiteten in beiden Städten zusammen.

In einem weiteren Tweet schrieb der US-Präsident: "Gott segne die Menschen in El Paso, Texas. Gott segne die Menschen in Dayton, Ohio."

US-SHOOTING-EL PASO
US-SHOOTING-EL PASO(c) APA/AFP/JOEL ANGEL JUAREZ (JOEL ANGEL JUAREZ)

Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Beto O'Rourke, der aus El Paso stammt, machte Trump für die Attacke mitverantwortlich. "Er ist ein Rassist, und er schürt den Rassismus in diesem Land", sagte O'Rourke nach einem Besuch von Verletzten in einem Krankenhaus in El Paso. Die Zahl der Hassverbrechen sei während der Regierungszeit Trumps, der "Mexikaner als Vergewaltiger und Kriminelle" bezeichne, gewachsen.

In den USA werden immer wieder Massaker mit Schusswaffen begangen, in Einkaufszentren, an anderen öffentlichen Orten oder auch in Schulen. Bemühungen für schärfere Waffengesetze laufen seit Jahren ins Leere - vor allem, weil Trumps Republikaner dagegen sind. Die mächtige Waffenlobbyorganisation NRA bekämpft vehement jeden Versuch, Waffenbesitz stärker zu regulieren. Auch Trump ist dezidiert gegen eine Einschränkung des in der US-Verfassung verankerten Rechts auf Waffenbesitz.

Der demokratische Präsidentschaftsanwärter Joe Biden schrieb auf dem Onlinedienst Twitter, "es ist höchste Zeit, aktiv zu werden und diese Epidemie von Waffengewalt beenden".

Am Dienstag gab es ebenfalls Schießerei in Supermarkt

Die Tat in El Paso war der 250. Vorfall mit mindestens vier Toten seit Jahresbeginn, wie die Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archives mitteilte.

Erst am Dienstag waren zwei Menschen im Bundesstaat Mississippi in einem Walmart durch Schüsse getötet worden. Am Sonntag vergangener Woche hatte ein 19-Jähriger während eines Festivals in der Kleinstadt Gilroy in Nordkalifornien das Feuer eröffnet und drei Menschen getötet. Der Schütze wurde von Polizisten am Tatort erschossen.

Im texanischen Sutherland Springs waren im November 2017 26 Menschen getötet worden, als ein Schütze in einer Kirche das Feuer eröffnete. Der 26 Jahre alte Täter erschoss sich anschließend selber.

(APA/red. )

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