USA: Trump verspricht „Großartiges“ nach Massakern

Fassungslosigkeit in El Paso: Tausende nahmen an einer Mahnwache für die Opfer eines Schussattentats teil.
Fassungslosigkeit in El Paso: Tausende nahmen an einer Mahnwache für die Opfer eines Schussattentats teil.(c) APA/AFP/MARK RALSTON
  • Drucken

Nach den Schussattentaten in Texas und Ohio fordert Präsident Donald Trump die Todesstrafe für Hassverbrechen und Massenmord. Eine Verschärfung der Waffengesetze will er aber an restriktivere Einwanderungsgesetze koppeln.

Washington/El Paso. „Etwas Gutes, wenn nicht sogar Großartiges, muss aus diesen beiden tragischen Ereignissen entstehen.“ Das war einer der Twitter-Kommentare von US-Präsident Donald Trump zu den beiden Massakern, die am Sonntag die USA erschütterten. Innerhalb von 13 Stunden starben in den US-Bundesstaaten Texas und Ohio 29 Menschen, erschossen durch einen rechtsextremen Amerikaner, der in einem schriftlichen Bekenntnis seinen Hass auf Latinos als Motiv für die Bluttat anführt, und von einem 24-Jährigen, der in der Vergangenheit aufgrund einer Liste mit Namen von Männern und Frauen auffiel, die er töten oder vergewaltigen wollte. Und „etwas Großartiges“, das könnte eine Verschärfung der Waffengesetze sein, wenn sich Demokraten und Republikaner auf ein gemeinsames Vorgehen einigen können, so Trump.

Mehr als 250 Schussattentate mit jeweils mindestens vier Toten hat es seit Jahresbeginn in den USA gegeben. Und wieder ist die Debatte rund um die Waffengesetze aufgeflammt. Trump, dessen Republikaner gegen eine härtere Gangart sind, stellt in einer ersten Reaktion eine Verschärfung in Aussicht: Beim Erwerb von Waffen sollen die Käufer genaueren Kontrollen und Background-Checks unterzogen werden als bisher üblich. Diese mögliche neue Reglung will er aber an ein neues Einwanderungsgesetz knüpfen: Stimmen die Demokraten zu, für den Bau der Grenzmauer zu Mexiko Geld freizugeben, dann könnten die Republikaner im Gegenzug für schärfere Waffengesetze sein. Außerdem will Trump eine Gesetzesinitiative prüfen, die die Todesstrafe bei Hassverbrechen und Massenmord vorsieht.

In der texanischen Grenzstadt El Paso, wo ein rechtsextremer, 21 Jahre alter Schütze am Samstagvormittag in einem Einkaufszentrum 20 Menschen erschossen hatte, herrschte am Montag Schockstarre: Tausende Pendler kommen jeden Morgen von Mexiko über die Grenze nach El Paso. Die Mehrzahl der mehr als 600.000 Einwohner hat Wurzeln in Mexiko. Und viele Pendler und Einheimische erledigen ihre Einkäufe in jenem Supermarkt – einer Walmart-Filiale – an der Durchfahrtsstraße, der Interstate 10, wo der 21-Jährige die tödlichen Schüsse abgab. „Dieser Angriff ist eine Antwort auf die hispanische Invasion in Texas“, schrieb der mutmaßliche Täter auf einer Onlineplattform, die sein rassistisches Manifest laut „New York Times“ 19 Minuten vor dem ersten Notruf in El Paso veröffentlichte. Laut amerikanischen Medien gab der 21-Jährige bei der Einvernahme durch die Polizei bereitwillig Auskunft über seinen Hass auf mexikanischstämmige Hispanics.

Rechtsextremer Terror unterschätzt

Führende Demokraten haben am Wochenende den US-Präsidenten beschuldigt, den Weg für solche rassistisch motivierten Verbrechen zu ebnen: Trump hat die Eindämmung illegaler Einwanderung über die US-mexikanische Grenze zu einem Kernpunkt seiner Präsidentschaft gemacht. In diesem Zusammenhang spricht er selbst öfter von einer „Invasion“ und von Einwanderern als „Eindringlingen“. Trump selbst gab die Kritik am Montag weiter: Jene Medien, die Fake News verbreiten würden, seien auch für den Zorn und für die Wut im Land verantwortlich, so Trump.

Bei den Kommentatoren amerikanischer Medien herrschte am Montag Einigkeit: Die Regierung unterschätze die Gefahr von Terrorakten, die von US-Bürgern verübt würden. Die Gefahr, die von amerikanischen Rechtsextremen ausgehe, werde meist heruntergespielt, heißt es etwa auf CNN. In den vergangenen 20 Jahren wurden 107 Menschen von rechtsextremen Terroristen getötet. Durch islamistische Terrorangriffe starben insgesamt 104 Menschen, wobei seit den Anschlägen vom 11. September 2009 keine ausländische Terrorzelle mehr in den USA eine Attacke verübt hat, diese Zahlen stammen von der US-Denkfabrik New America. Gesetze wie ein Einreiseverbot für Bürger muslimischer Länder, das vor zwei Jahren für große Aufregung gesorgt hat, gehen völlig an den tatsächlichen Problemen vorbei.

Schwester unter den Opfern in Dayton

Über das mögliche Motiv des Schützen von Dayton (Ohio) herrschte am Montag Rätselraten. Der 24-jährige Täter, der kurz nach ein Uhr nachts in einem Ausgehviertel der Stadt um sich schoss, tötete neun Menschen, bevor er selbst von der Polizei erschossen wurde. Eines der Opfer ist seine 22 Jahre alte Schwester.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Amnesty warnt: USA-Reisende seien vor Waffengewalt nicht sicher

Die Menschenrechtsorganisation kritisiert die laxen Waffengesetze: Bei einem ähnlich hohem Gewaltpegel in anderen Ländern hätten die US-Behörden amerikanische Touristen bereits gewarnt.
Trump spricht nach Massaker zur Presse
Außenpolitik

Trump verurteilt Massaker scharf und kündigt Konsequenzen an

US-Präsident Donald Trump hat die verheerenden Bluttaten in El Paso und Dayton mit 31 Toten als barbarisch verurteilt und Konsequenzen angekündigt - darunter eine härtere Bestrafung bei Hassverbrechen.
Zahl der Toten nach Massaker von El Paso steigt auf 22
Weltjournal

Zahl der Toten nach El Paso-Massaker steigt auf 22

Die Zahl der Toten des Massakers im texanischen El Paso ist auf 22 gestiegen. Die Polizei teilte auf Twitter mit, am Montag früh seien zwei weitere Personen, die bei der Attacke verletzt worden waren, gestorben.
Weltjournal

Mexikos Präsident ruft zu strengeren Waffenkontrollen in den USA auf

Nach den zwei Massakern in den USA am Wochenende hat Mexikos Präsident Andres Manuel Lopez Obrador zu strengeren Waffenkontrollen im Nachbarland aufgerufen: „Mangelnde Waffenkontrolle in den USA betreffen auch Mexiko direkt.“
Weltjournal

"Blutbad drohte": Schütze in Dayton hatte bis zu 250 Schuss Munition

Der Schütze in der Stadt Dayton im US-Bundesstaat Ohio hat bis zu 250 Schuss Munition bei sich gehabt. Ohne das Einschreiten der Sicherheitskräfte innerhalb von Sekunden hätte ein noch größeres Blutbad gedroht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.