Aufrufe zum Hadsch-Boykott

Mit der Umrundung des schwarzen Steins, der Kaaba, in der großen Moschee von Mekka beginnt am Freitag die Pilgerfahrt.
Mit der Umrundung des schwarzen Steins, der Kaaba, in der großen Moschee von Mekka beginnt am Freitag die Pilgerfahrt.(c) Reuters
  • Drucken

Am Freitag beginnt das alljährliche Pilgerritual. Auch heuer werden wieder 2,3 Millionen Muslime in Mekka erwartet. Doch die weltweite Kritik am Gastgeberland wächst.

Kairo. Die Hadsch ist ein Pilgerfest der Superlative. Jedes Jahr befindet sich Saudiarabien im Ausnahmezustand, wenn wieder – wie am kommenden Freitag – das sechstägige Massenritual beginnt. Seit drei Wochen schon landen die rund 6000 Sondermaschinen aus aller Welt in den speziellen Pilgerterminals von Jeddah und Medina. Gut 2,3 Millionen Gläubige sind dieses Jahr dabei und erfüllen sich den Traum jedes Muslims, einmal im Leben nach Mekka zu reisen.

Gleichzeitig jedoch wächst die Kritik an den Gastgebern in der Heimat des Propheten. Der verheerende Krieg im Jemen, der 80 Prozent der Bevölkerung in Hunger und Elend gestürzt hat, wütet bereits im fünften Jahr. Der Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul wird von der amerikanischen CIA und Menschenrechtlern offen dem Thronfolger Mohammed bin Salman angelastet. Kein Wunder, dass das Ansehen Saudiarabiens nicht nur in der westlichen Welt, sondern auch unter Muslimen rund um den Globus Schaden genommen hat. Erstmals riefen daher in diesem Jahr religiöse Autoritäten und sunnitische Persönlichkeiten in so unterschiedlichen Nationen wie Kanada, USA, Tunesien, Libyen und Katar zu einem Hadsch-Boykott auf. Auch im Internet wird unter dem Hashtag #BoycottHajj heftig diskutiert.

„Eher Sünde als gute Tat“

Der Großmufti von Libyen, Sadiq Al-Ghariani, beklagte, die Einnahmen aus der Hadsch würden „saudischen Führern helfen, Verbrechen gegen andere Muslime zu begehen“. Er appellierte an seine Mitgläubigen, es bei einem Mekka-Besuch im Leben zu belassen. Wer sich auf eine zweite Pilgerfahrt mache, begehe „eher eine Sünde als eine gute Tat“, erklärte der Gelehrte. Einen Schritt weiter ging der Rat der Imame in Tunesien, der den Großmufti des Landes aufforderte, die Hadsch ganz auszusetzen. Als dies nicht geschah, appellierte der Rat an die Bevölkerung, die Wallfahrt zu boykottieren. Die Gelder für die teure Reise sollten besser für den Bau von Krankenhäusern, Schulen und Universitäten eingesetzt werden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Teherans Verkehr fließt kärglich, die Parolen bleiben hart: Straßenszene nahe der früheren US-Botschaft.
Außenpolitik

Trumps Antwort auf Luftangriffe: Weitere Sanktionen gegen Iran

Vor einem militärischen Schlag gegen die Iraner schreckt der US-Präsident vorerst erneut zurück.
Rot umrahmt die beschädigten Bereiche der Öl-Anlagen in Saudiarabien.
Außenpolitik

Trump will Sanktionen gegen den Iran "bedeutend verstärken"

Für die USA und Saudiarabien steht fest, der Iran hat die Angriffe per Drohnen durchgeführt. Der Iran beharrt auf seine Unschuld und verweist auf den Jemen-Krieg.
US-Außenminister Mike Pompeo wird heute in Riad erwartet
Außenpolitik

US-Außenminister reist nach Angriffen auf Öl-Anlagen nach Riad

US-Außenminister Mike Pompeo wll in Saudiarabien die Reaktion auf die Luftangriffe erörtern.
Der Schock in Saudiarabien über brennende Ölanlagen sitzt tief, der Schaden ist enorm.
Außenpolitik

Wie groß ist die Kriegsgefahr am Golf?

US-Regierungskreisen zufolge ging der Angriff auf saudiarabische Ölanlagen vom Iran aus. Trotzdem kommen aus Washington nicht nur martialische Töne.
Eine der angegriffenen Öl-Anlagen in Saudiarabien.
Außenpolitik

US-Regierungskreise: Angriffe auf Ölanlagen vom Iran aus gesteuert

Das „Wall Street Journal“ berichtet, die US-Regierung habe Informationen über 20 Drohnen und zwölf Raketen, die vom Iran aus abgefeuert sein sollen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.