Iran: Droht Österreicher die Todesstrafe?

Ein Doppelstaatsbürger ist seit Jänner in Teheran wegen angeblicher Spionage in Haft. Seine Festnahme könnte auf einen „Geiselaustausch“ hinauslaufen, wird spekuliert.

Wien/Teheran. Die österreichische Ärztekammer befürchtet das Schlimmste, nämlich die Todesstrafe. Seit mehr als sechs Monaten sitzt der österreichisch-iranische Doppelstaatsbürger Massud Mossaheb im berüchtigten Evin-Gefängnis nördlich von Teheran. Die Ärztekammer geht von Verhören und Folter aus – und appelliert nicht nur an die iranischen Behörden und Amnesty International, sondern auch an die Regierung in Wien. Außenminister Alexander Schallenberg hat den iranischen Botschafter bereits ins Außenministerium zitiert.

Im Hintergrund laufen die diplomatischen Gespräche auf Hochtouren. Unmittelbares Ziel ist es, die Haftbedingungen zu verbessern und eine Freilassung aus humanitären Gründen zu erwirken, heißt es aus dem Außenministerium. Bereits im Juli hat Schallenberg einen Brief an seinen Amtskollegen Mohammed Javad Zarif geschickt, eine Antwort blieb bisher aus. Siroos Mirzaei von der Ärztekammer befürchtet, dass Teheran mit der Verhaftung Mossahebs einen „Geiseltausch“ bezwecken könnte. Womöglich geht es um jenen in Belgien inhaftierten iranischen Diplomaten, der 2018 einen Anschlag auf oppositionelle Exil-Iraner in Paris mitgeplant haben soll. Der Mann war in der iranischen Vertretung in Wien als dritter Botschaftsrat akkreditiert.

Außenminister Zarif selbst heizte die Spekulationen an, indem er in einem Interview freimütig bekannt gab, dass Teheran bereit sei, über den Austausch von Inhaftierten zu diskutieren.

Der gebürtige Iraner Mossaheb besitzt seit 1980 die österreichische Staatsbürgerschaft. Der Iran erkennt einen Austritt aus dem eigenen Staat nicht an und behandelt Mossaheb folglich als eigenen Staatsbürger. Mitte der 1960er-Jahre kam Mossaheb zum Studium an der Technischen Universität nach Wien. Er ist Generalsekretär der österreichisch-iranischen Gesellschaft, gilt in beiden Communitys als sehr gut vernetzt und war unter anderem für die Internationale Atomenergie-Organisation tätig.

In den Iran reiste er als Teil einer Delegation mit dem niederösterreichischen Unternehmen Med Austron, die Festnahme erfolgte am 29. Jänner. Offenbar wird ihm Spionage vorgeworfen, eine Bezichtigung, die viele (Auslands-)Iraner betrifft. Die Ärztekammer verweist auch auf den iranisch-schwedischen Mediziner Ahmad Reza Djalali, der sich seit 2016 im Iran in Haft befindet. Teheran wirft Djalali vor, für Israel spioniert zu haben. Im staatlichen Fernsehen gab Djalali das auch zu, allerdings unter fragwürdigen Bedingungen. Das Urteil: Todesstrafe. (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2019)

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