Türkis steht ihm: Viel „eye candy“, aber auch Solides im VW T-Cross.
Täuscht es, oder wird es wieder bunter auf den Straßen? Autos wie der T-Cross versprechen jedenfalls eine Trendwende, denn lebensbejahende Farben entsprechen ihrem Charakter. Das „Makena-Türkis“ unseres Testexemplars – auf einem Golf oder Tiguan würde es wohl verstörend wirken.
Es ist freilich Geschmacksfrage, aber diesen gewissen Pfiff im Auftritt, das hat VW mit dem T-Cross gut hinbekommen. Er basiert zwar technisch auf dem Polo, ist aber länger (4,1 cm) und breiter (3,1 cm) bei nahezu gleichem Radstand (plus 3,0 mm) – und ragt vor allem 12,3 cm höher auf. Und dies ist, was die Netzhäute der Autokäufer gerade so unwiderstehlich reizt. Von der Sorte ist eine Menge unterwegs in die Showrooms.
Der T-Cross verspricht Spaß und Abwechslung, hohes Sitzen sowieso, ohne dass seinem Format viel Tribut zu zollen wäre: Was VW als SUV führt, ist bestenfalls ein SUVchen. Das Mehrgewicht von knapp 60 kg zum Polo – das macht deutlich weniger Unterschied, als wenn man bei der Motorisierung statt zum Dreizylinder-Benziner (115 PS) zum Diesel (95 PS) greift: plus 120 kg Unterschied!
Unverkrampft
Die höher aufbauende Karosserie des T-Cross zieht zweifellos etwas mehr Verbrauch nach sich, dies aber praktisch nur auf der Langstrecke, kaum das logische Revier des Autos. Der Dreizylinder mit einem Liter Hubraum, Turbo, Direkteinspritzung und Partikelfilter ist die beste Wahl – vor allem, weil man ihm den Dreizylinder kaum anmerkt. Er ist leise, kultiviert, dennoch spritzig bis druckvoll und auf Wunsch unverkrampft ausdrehend, bis das superb abgestimmte Doppelkupplungsgetriebe in gewohnter Geschmeidigkeit den Gang nachlegt. Am guten Eindruck des Motors hat das automatische Getriebe hohen Anteil, man sollte diese Ausgabe nicht scheuen.
Wie ein Polo auf Stelzen fühlt sich der T-Cross nicht an – eher so, wie er schon rein äußerlich wirkt: nach mehr und einer anderen Art von Auto. Das liegt unter anderem an der höheren Sitzposition und dem Quäntchen mehr Kopfraum. An den Materialien des Innenraums weniger, diese sind sehr schlicht gehalten, was VW mit allerlei zum Teil konfigurierbaren Blenden und vor allem dem großen, zentralen Display und dessen ansehnlicher Grafik als Blickfang gut zu tarnen vermag. Noch mehr „eye candy“? Für knapp 400 Euro Aufpreis empfiehlt sich das „Active Info Display“, die digitale Instrumententafel für die Generation Smartphone.
Ein Blender ist der T-Cross trotzdem nicht. Lenkverhalten sowie Federungs- und Dämpfungskomfort sind ein Glücksfall. Schwer hat das Fahrwerk, wie eingangs erwähnt, auch nicht zu tragen. In allen Lagen, ob Stadt oder Autobahn oder dazwischen, auch einmal auf dem Feldweg, fühlt es sich richtig an.
Das haben wir vom T-Roc nicht ganz so stimmig in Erinnerung. Überhaupt kurios, dass zwei Modelle so knapp aneinander positioniert sind: Der nur einen Hauch größere T-Roc baut auf dem Golf auf, kann sich aber nur in Details vom T-Cross absetzen (mit Ausnahme des Kofferraums, dieser ist schon eine ganze Nummer größer). Wer keine ausufernden Platzbedürfnisse hat, kleine Familien inkludiert, für den bleibt der kleinere der beiden jedenfalls im Rennen. Mehr Agilität bringt er in jedem Fall. Dass er ab Werk, jedenfalls mit R-Paket, schon aussieht, als hätte er ein Tuning-Programm unterlaufen, daran mögen sich die Geister am ehesten scheiden. Golf und Polo – die schauen im Schatten des SUVchens recht alt aus.
VW T-CROSS 1.0 TSI STYLE
Maße L/B/H 4108/1760/1584 mm. Radstand 2551 mm. Kofferraumvolumen 385 Liter. Leergewicht 1270 kg.
Motor R3-Zylinder-Otto-Turbo, 999 ccm. Leistung max. 85 kW (115 PS) bei 5000/Min. Drehmoment max. 200 Nm bei 2000/Min.
0–100 km/h in 10,2 Sek. Vmax 193 km/h. Testverbrauch 7,0 l/100 km.
Frontantrieb. Siebengang-DSG.
Preis ab 26.090 Euro (mit DSG).
Compliance-Hinweis:
Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2019)