Pakistan schließt eine militärische Option aus

Kaschmir-Konflikt. Indien klagt über „Panikmache“.

Neu-Delhi/Islamabad. Während am Donnerstag der hindu-nationalistische indische Premierminister, Narendra Modi, im erneut aufgeflammten Konflikt um Kaschmir das Vorgehen seiner Regierung verteidigte („eine neue Ära ist angebrochen“), bemühte sich Islamabad um eine Abkühlung der Gemüter. Zwar wurde eine Reihe von Vergeltungsmaßnahmen verhängt, nachdem die indische Regierung am Montag den Sonderstatus für Jammu und Kaschmir aufgehoben hatte, es wurde aber auch erklärt, dass man nicht militärisch auf das Vorgehen Neu-Delhis antworten wolle.

Wörtlich sagte Pakistans Außenminister Shah Mehmood Qureshi, dass sein Land keine militärische Option erwäge, aber das Recht habe, auf jegliche Aggression politisch, diplomatisch und juristisch zu antworten. So stufte die Regierung in Islamabad bereits die diplomatischen Beziehungen zu Delhi herab, stellte die bilateralen Handelsbeziehungen ein, verbannt indische Filme aus pakistanischen Kinos und lässt seit gestern auf der einzigen Eisenbahnverbindungen zwischen beiden Ländern keine Züge mehr verkehren.

Das Außenministerium in Delhi bewertete die Reaktionen Pakistans als „Panikmache“. Islamabad solle seine Schritte überdenken und dafür sorgen, dass die normalen Kanäle für die diplomatische Kommunikation weiter offen blieben. Indiens Vorgehen in Kaschmir sei eine „innere Angelegenheit“, und Pakistan solle sich vor einer Einmischung hüten.

Die indischen Sicherheitskräfte in Kaschmir sind unterdessen in Alarmbereitschaft, führen Razzien durch und haben bereits 560 Personen – unter ihnen Professoren, Wirtschaftsmanager und Aktivisten – festgenommen. In der Region gilt eine Ausgangssperre, die Telefon- und Internetdienste wurden ausgesetzt. (AFP/DPA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.08.2019)

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