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Ein Interrail-Ticket kostet immer gleich viel
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Frühbuchen oder Last Minute – was ist besser und gibt es beides überhaupt noch?

Jedes Jahr werde ich von neuem gefragt: Soll man eigentlich früh buchen wie in den Nullerjahren oder möglichst spät wie in den Neunzigerjahren? Ich fürchte, es gibt keine einfache Antwort auf diese Frage: Es kommt drauf an.

Zu manchen Daten fallen die Preise sicher nicht mehr – zum Beispiel bei Sommerangeboten oder Silvester-Städtetrips. In diesen Fällen wäre es besser, Bahnreisen, Flüge und Hotel möglichst früh zu buchen, speziell, wenn es sich um ohnehin schon überlaufene Destinationen handelt, sagen wir Barcelona, London oder New York. Frühbucher können bei Unterkünften zudem aus dem Vollen schöpfen.

Natürlich geben Airlines und Hotels manchmal Preisnachlässe, vor allem, wenn die Buchungslage nicht den Vorstellungen entspricht. Das ist allerdings für Frühbucher irrelevant, da die Preise erst später zu sinken beginnen. Das heißt, frühe Bucher zahlen manchmal mehr als jene, die sich instinktiv oder taktisch zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Bei Flügen würde ich sagen, dass sie im allgemeinen – obwohl solche pauschalen Aussagen natürlich Gegenbeispiele herausfordern – zwei bis drei Monate vor Reisebeginn am günstigsten zu kriegen sind.

Frühbucher sollten auf die Stornogebühren Acht geben, denn gerade zeitlich lange entfernte Reisen haben die Tendenz, sich aufgrund neuer Umstände plötzlich doch in Luft aufzulösen. Ich selbst habe für solche Fälle einfach eine Kreditkarte mit einem maximalen Stornoschutz. Sie kostet einmal im Jahr mörderisch, den Rest der Zeit kann ich es mir dafür leisten, die Stornobestimmungen lässig zu überlesen. Was man noch tun kann: eine Reiserücktrittsversicherung – aber bitte nicht doppelt versichern! Bei Flugreisen herrscht heute noch oft die falsche Vorstellung, dass sie notfalls gegen geringe Gebühren auf andere Personen übertragbar sind. Das war früher. Die Airlines haben ihre Politik verändert, es ist beinahe unmöglich geworden, ein Ticket zu fairen Bedingungen übertragen zu lassen.

Man muss leider sagen, dass der ideale Buchungszeitpunkt der langweilige mittlere ist und von vielen Faktoren bestimmt wird. Drei Wochen vor Reisestart beginnt die Sache, vor allen bei populären Destinationen, heikel zu werden. Billigflüge galoppieren nach oben oder haben das – die frustrierendste Option – soeben getan. Für manche Orte ist es schon zu spät, besonders für solche, die voll sein können (Rügen, Riviera, Gardasee).

Aber die Spätbucher-Optionen, die Last-Minute-Angebote, sind die denn ausgestorben und vom Markt verschwunden? Leider fast. Es gibt hin und wieder Ladenhüter-Pauschalreisen, die man knapp vor Reiseantritt zu Schleuderpreisen erhält. Meistens sind das aber inhaltlich eher deprimierende Angebote. Die große Zeit der Restkontingente, die auf den Markt geworfen werden, ist definitiv vorbei.

Was immer eine gute Idee ist: den Anbietern wie Opodo oder Travelgenio, also den klassischen Zwischenhändlern auszuweichen und direkt bei der Airline nachzusehen, ob sie nicht etwas billiger ist. Etwas anders stellt sich das im Unterkunftsfall dar: direkt beim Hotel sind die Preise meist höher als beim Fast-Monopolisten Booking.

Wer sich spontan für eine Reise entscheiden kann und Europa bevorzugt, der hat am Ende aber eine glanzvolle Option. Es gibt noch immer, in vielen Varianten, das Interrail-Ticket. Das kostet immer gleich – nicht extrem wenig, aber günstig genug, um die meisten absurd teuren Spätbucherflüge weit in den Schatten zu stellen.

NEU: Martin Amanshauser, „Es ist unangenehm im Sonnensystem", Kremayr & Scheriau 2019. www.amanshauser.at

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