Damals schrieb

Die tirolische Glaubenseinheit

Wien, 13. August 1869.

Wir lesen in einem Mandate König Ferdinand's I. vom 5. Februar 1529 die Beschwerde, daß die verführerischen Secten in Tirol mehr als in einem anderen Lande gefunden werden. Dieses Zeugnis von gewiß sehr glaubwürdiger Seite widerspricht der uns von den kirchlich Unfehlbaren stets als historische Wahrheit gegebenen Versicherung, daß die Glaubenseinheit in Tirol jederzeit so jungfräulich bewahrt wurde, wie nachgerade. Einige ultramontane Scribenten haben zwar hie und da unvorsichtig, aber gewiß nur in bester Absicht, nämlich zur Berichtigung von Irrthümern aus der Schule geschwätzt, weshalb auch der weise Fürstbischof von Brixen seinen Getreuen unlängst die geheime Weisung ertheilte, diesen schlüpfrigen Pfad nicht mehr zu betreten.

Die lutherische Lehre und namentlich auch jene der Wiedertäufer fand in Tirol schon vor und noch mehr während des Bauernkrieges große Verbreitung; diese Irrthümer wieder auszurotten, war daher die hohe Aufgabe der weltlichen und geistlichen Machthaber in den folgenden Jahren. König Ferdinand I. nahm das verdienstliche Werk ganz besonders eifrig in die Hand. Die Ursache davon, daß sich die weltliche Obrigkeit noch mehr als die geistliche dafür verwendete, ist in dem vorhin erwähnten Mandate deutlich ausgesprochen und lag namentlich darin, daß „aus diesen verführerischen Secten nur Empörung entsteht“.

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