Spaziergang zu den Sternen

Die Vega-Sternwarte auf dem Salzburger Haunsberg soll möglichst viele Menschen für Astronomie und Weltraumforschung begeistern. Jeden Montag gibt es – bei entsprechendem Wetter – teleskopische Sternführungen.
Die Vega-Sternwarte auf dem Salzburger Haunsberg soll möglichst viele Menschen für Astronomie und Weltraumforschung begeistern. Jeden Montag gibt es – bei entsprechendem Wetter – teleskopische Sternführungen.(c) Georg Simmerstatter Photography
  • Drucken

Kleinplaneten und Kometen sind zwei Themen, denen sich Hobbyforscher in der neuen Sternwarte auf dem Haunsberg im Salzburger Flachgau besonders widmen.

Wenn am 13. August der Meteorstrom der Perseiden (s. Lexikon) seinen Höhepunkt erreicht und zahlreiche Sternschnuppen über den Himmel schickt, gehört das Team der Sternwarte des Hauses der Natur zu den aufmerksamen Beobachtern. Nicht nur, weil diese Blitzlichter am Nachthimmel schön anzusehen sind und man sich dem Volksglauben nach auch etwas wünschen darf. Die Mitarbeiter der Sternwarte liefern ihre Beobachtungen an die Astronomische Gesellschaft in Greenwich in den USA, wo Daten aus aller Welt zusammenlaufen.

Mithilfe des Beobachtungsnetzwerks soll die Frage geklärt werden, ob die Erde weiter in das Feld von Swift-Tuttle – dem Mutterkometen des Perseiden-Stroms – hineinfliegt oder sich davon wegbewegt. Hobbyastronomen unterstützen Profiastronomen mit Beobachtungsdaten. „Wir beteiligen uns oft an internationalen Programmen“, sagt Helmut Windhager, Leiter der Arbeitsgruppe für Astronomie am Haus der Natur. Die Arbeitsgruppe besteht ausschließlich aus Menschen, die sich in ihrer Freizeit für Astronomie interessieren. Viele von ihnen haben im Lauf der Zeit umfassendes Expertenwissen angesammelt. Sie geben dieses nicht nur bei Führungen an interessierte Besucher weiter, sondern unterstützen mit ihren Beobachtungen im Sinne von Public Science auch die Wissenschaft.

Planetenjagd mit Amateuren

„Die Forschung gewinnt bei uns gerade stark an Bedeutung“, erklärt Windhager. Das hat einen Grund: Vor rund einem Jahr wurde mitten im Wald auf dem Haunsberg bei Nussdorf im Salzburger Flachgau eine neue Sternwarte mit modernster Beobachtungstechnik eröffnet. Zuvor hatte die Gruppe eine kleine Sternwarte auf dem Voggenberg bei Salzburg betrieben. Mit der neuen Sternwarte ging für die Astronomen ein Traum in Erfüllung. Sie können nun mit ihrer Beobachtungstechnik mit internationalen Forschungseinrichtungen mithalten.

Ihre Kuppeln beherbergen zwei hochmoderne Spiegelteleskope mit einem Meter bzw. 400 Millimetern Durchmesser. Gefertigt hat die beiden Teleskope die oberösterreichische Firma Astrosysteme Austria. „Wir können damit bis an den Rand des Universums schauen“, sagt Windhager. Punkte, die in den Weiten des Weltalls bisher nur verschwommen zu erkennen waren, erscheinen nun gestochen scharf. So sind beispielsweise planetare Nebel ebenso zu erkennen wie Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules oder die beiden Köpfe des Sternbilds Schwan – einer blau und einer rot. Das eröffnet nicht nur für die Astrofotografen, die Teil der Arbeitsgruppe sind, völlig neue Dimensionen. Auch die Amateurforscher können mit der neuen Technik bei internationalen Projekten andocken. „Kleinplaneten und Kometen sind ein Forschungsfeld, dem wir uns verstärkt widmen werden“, erläutert Windhager. Es geht beispielsweise um die Bestimmung von Bahnen von Kometen oder Kleinplaneten. Anders als professionelle Wissenschaftler, die sehr spezialisiert sind, haben nämlich die Amateurastronomen Zeit und Expertise, „um am Himmel spazieren zu schauen“, wie es Windhager beschreibt. Mit etwas Glück finden sie sogar einen bisher unbekannten Kleinplaneten − auch wenn automatisierte Programme, die den Sternenhimmel gezielt ins Visier nehmen und Veränderungen auswerten, den Hobbyastronomen dabei Konkurrenz machen.

Ein anderes Aufgabenfeld ist die Spektroskopie. Der überwiegende Teil unserer Erkenntnisse über den Weltraum sei auf die Zerlegung des Lichts in seine Spektralfarben zurückzuführen, erläutert Windhager. Schüler der HTL Salzburg haben für das neue Teleskop der Sternwarte ein Spektroskop geplant und gebaut. Über die Verschiebung des Farbspektrums lässt sich damit die Rotationsgeschwindigkeit von Planeten errechnen.

Doch hier wird nicht nur geforscht: „Wir sind eine Führungssternwarte“, stellt Windhager klar. Knapp 30 Mitglieder der Gruppe begleiten Besucher regelmäßig beim Blick in die Weiten des Weltalls und erklären die Himmelsphänomene. Das Interesse ist riesengroß: Seit der Eröffnung haben mehr als 14.000 Besucher durch das große Teleskop geschaut.

LEXIKON

Die Perseiden sind ein Meteorschauer, der durch Staubteilchen des Kometen 109P/Swift-Tuttle verursacht wird. Jedes Jahr im August kreuzt die Erde die Umlaufbahn des Kometen, der in Sonnennähe permanent an Masse in Form von Gas, Staub und Gesteinsstückchen verliert. Im Laufe der Jahrtausende verteilen sie sich über die gesamte Kometenbahn. Die Sternschnuppen, die aus dem Sternbild Perseus zu kommen scheinen, erreichen heuer am 13. August zwischen 4 und 7 Uhr ihr Maximum.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.