Reisen mit dem Rucksack-Prinzip

Mit kommt nur, was der Rücken (er)trägt.
Mit kommt nur, was der Rücken (er)trägt.imago/Westend61
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Mit kommt nur, was der Rücken (er)trägt.

Als Teenager verreiste ich ausschließlich mit dem Rucksack. Einen Koffer oder Trolley (gab es das in den Neunzigern überhaupt schon?) als Reisegefährten mitzunehmen wäre mir nie in den Sinn gekommen. Stattdessen schleppte ich auf meinen wochenlangen Touren durch Europa einen batteriebetriebenen Kassettenrekorder mit. Musik hatte laut und pausenlos zu sein.

Im fortgeschrittenen Alter geht es zurück zu den Ursprüngen. Nein, nicht zum Kassettenrekorder. Ich packe meinen Rucksack für eine zweiwöchige Sibirien-Reise. Die Begründung ist simpel: Auf den buckligen Wegen würde ich den Trolley ziemlich schnell ruinieren. Und Kofferschleppen über weite Strecken hinterlässt im mäßig fortgeschrittenen Alter höchstens einen krummen Rücken. Dann lieber die Last auf beide Schultern verteilen.

Wenig Platz soll auch seine Vorteile haben, heißt es. Beim Rucksackpacken lautet das Prinzip: Mit kommen nur jene Dinge, die der Rücken (er)tragen kann. Die moderne Technik erleichtert vieles: Statt Büchern kommt der E-Reader mit, ultradünnes und ultrasaugfähiges Camping-Textil ersetzt das Frotteehandtuch, eine Trekkinghose mit abzippbaren Beinen statt mehrerer Hosenmodelle, Duschgel in Minireisefläschchen statt der Familienpackung. Wenn der Haufen des Zurückgelassenen größer ist als die Menge der mitgeführten Utensilien, ist man auf einem guten Weg.

Und was, wenn dann doch noch ein Plätzchen frei ist im Rucksack? Vielleicht doch noch ein Sommerkleid, ein Buch, ein Parfum? Lassen Sie sich nicht in Versuchung führen. Ihr Rücken wird es Ihnen danken.

jutta.sommerbauer@diepresse.com


Nächste Woche:
Oliver Grimm

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2019)

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