„Brasilien hat einen Idioten gewählt“

Präsident Jair Bolsonaro buhlt bei einem Marsch in Sao Paulo um die Evangelikalen.
Präsident Jair Bolsonaro buhlt bei einem Marsch in Sao Paulo um die Evangelikalen.REUTERS
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Sieben Monate nach seinem Amtsantritt hat Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro jede Zurückhaltung abgelegt. Er betreibt Geschichtsklitterung, verbreitet Verschwörungstheorien und macht seinen Sohn zum Botschafter in den USA.

Es war ein Montag Ende Juli, die Terminplaner im brasilianischen Präsidentenpalast hatten die Visite des französischen Außenministers vorgemerkt. Um das kürzlich unterschriebene Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem Wirtschaftsblock Mercosur sollte sich das Gespräch drehen und um Brasiliens Beitrag zu den 2015 in Paris vereinbarten Klimazielen. Doch Jean-Yves Le Drian kam nicht hinein in den Palast, der Hausherr hatte Dringenderes zu tun.

Den Oberkörper bedeckt mit einem weißen Umhang ließ sich Bolsonaro stattdessen das scharf gescheitelte Haupthaar stutzen und gab – live übertragen in den sozialen Netzwerken – auch noch eine Lehrstunde in historischem Revisionismus. Er behauptete, der spurlos verschwundene Studentenführer Fernando Santa Cruz sei 1974 von dessen linken companheiros ermordet worden und nicht etwa von den Schergen der Militärdiktatur. Kürzlich publizierte Militär-Dokumente registrierten Santa Cruz zuletzt in einem Zentrum für Gefangene in Rio de Janeiro. „Alles Lügen!“ versicherte Bolsonaro seinem Friseur – und den Fans in der weiten Welt der virtuellen Wahrheiten.

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