Deutsch kommt auch gut ohne Englisch aus

Warum hört man vor Jahreszahlen immer häufiger ein „in“? In 1999 ging das doch noch ohne!

Es hat sich die Unsitte eingebürgert, dass vor Jahreszahlen die Präposition „in“ gesetzt wird. Sie wissen schon, 1999 hätte man einfach noch 1999 gesagt, aber in 2019 kommt man offenbar mit der bloßen Nennung der Jahreszahl nicht mehr aus. Ein ziemlich lupenreiner Anglizismus ist das, schließlich ist „in 1999“ (Sie müssen das jetzt auf Englisch lesen, also „nineteen ninety nine“) korrekt, während „in 1999“ (diesmal auf Deutsch gelesen) einfach nur ein bisschen grauslich klingt. Ganz ähnlich ist das auch bei der zeitlichen Präposition „ab“, die in jüngster Zeit vom englischen „from“ verdrängt wird, das dann im Deutschen zum „von“ wird. Und so liest man etwa auf einem handgeschriebenen Schild, dass ein Lokal „von 12. August wegen Umbauarbeiten geschlossen“ ist. Nein, nein und nochmals nein!, ruft da das gekränkte Sprachgefühl. Da können die Präpositionsanglizisten noch so oft den Stehsatz murmeln, dass Sprache sich eben wandelt, manche Wandlung kann man sich trotzdem ganz einfach sparen.

Es gibt schließlich in jeder Sprache Eigenheiten, die auf andere Sprachen übertragen schlichtweg nicht passen. Oder würden Sie einfach so sagen, dass wir außerhalb der Schachtel denken müssen? „Think outside the box“ funktioniert als Redewendung im Englischen gut, wortwörtlich übersetzt ist es wirklich nicht meine Tasse Tee. („Not really my cup of tea“, ist Ihnen jetzt sicher auch aufgefallen.) Wir sagen ja auch nicht: „There we have the salad“, wenn wir im englischen Sprachraum in einer unangenehmen Situation stecken. Also, liebe Anglopräpositionierer, don't bring me on the palm! Wenn euch die Jahreszahl allein zu wenig ist, sagt von mir aus „im Jahr 2019“, aber lasst dieses unsinnige „in“ weg, denn damit go you me animally on the cookie! Zugegeben, das war jetzt ein bisschen aggressiv von mir . . . There look I now stupid out of the laundry.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2019)

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