Managementwahnsinn - Wahnsinnsmanagement

Von Napoleon lernen

Kolumne "Hirt on Management": Folge 105. Was Manager von einem der größten Tatmenschen aller Zeiten lernen können.

In unserer Rubrik „Hirt on Management“ schreibt Michael Hirt, Managementexperte und -berater, Executive Coach und Keynote Speaker alle zwei Wochen über herausfordernde Situationen und kritische Entscheidungen für Manager.

Napoleon war einer der größten Tatmenschen („Man of Action“) der letzten Jahrhunderte. Er war nicht nur einer der erfolgreichsten Feldherrn der Geschichte, sondern auch ein Intellektueller, der sich mit dem neuesten Denken seiner Zeit intensiv beschäftigte, so wie ein Reformer, der eine bis heute erkennbare Spur in weiten Teilen der Staats- und Rechtsordnungen Europas, und darüber hinaus, hinterlassen hat.

Nachdem ich vor kurzem eine neue Biografie über ihn gelesen habe und wir dieses Jahr sein 250. Geburtsjahr feiern, habe ich mir gedacht, dass es interessant wäre, ein paar Aspekte heraus zu arbeiten, die Manager von Napoleon lernen können.

Lernen und intellektuelle Orientierung
Napoleon war nicht nur ein guter Mathematiker, was seiner Artilleriekompetenz zuträglich war, sondern seit seiner frühen Jugend, sein ganzes Leben, intellektuell höchst interessiert und ein begeisterter Leser von Fachbüchern, Philosophie und Belletristik. Davon zeugt auch seine Begegnung mit Goethe und dessen Tagebucheintragungen dazu.

Konsequente Umsetzung von Innovationen
Während der Jugend Napoleons wurden zahlreiche innovative Werke über Militärstrategie publiziert. Napoleon hat diese Werke studiert und vor allem, konsequent bei seinen Feldzügen umgesetzt, während seine Gegner mit veralteten Strategien kämpften.

Organisationsstärke und Initiative
Napoleon war ein Meister der Organisation, der kein Detail außer Acht ließ, wenn es darum ging, seine Armeen für einen Feldzug vorzubereiten.

Nachdem seine Soldaten große Fußmärsche zurücklegen mussten, legte er zum Beispiel immer hohen Bedacht darauf, dass sie über gutes Schuhwerk verfügten und hat auch noch als Kaiser regelmäßig entsprechende Beschaffungsbefehle gegeben und Budgets dafür freigegeben.

Aber Napoleon war auch ein Meister der Improvisation. Als er als junger General von der revolutionären Bürokratie praktisch keine Mittel für seinen Italienfeldzug erhielt, lieh er sich das Geld kurzerhand von Bankiers aus, um es dann später mit der Beute aus den Feldzügen zurück zu zahlen.

Geschwindigkeit
Wie zuvor sein großes Vorbild Julius Cäsar, überraschte Napoleon seine Gegner durch schnelle Truppenbewegungen, die vor allem durch hohe Disziplin, Motivation, gute Ausrüstung und ein innovatives System der Versorgung ermöglicht wurden.

Kompartimentalisierung
Napoleon war fähig, sich einer Sache mit voller Konzentration zu widmen, also zum Beispiel seinen Offizieren während der Schlacht unter hohem Druck eine Flut präziser Befehle zu geben, dann aber umzuschalten, wie wenn er einfach einen Schalter umlegte und unbeeindruckt von der Dramatik der gerade laufenden Schlacht, seiner Frau Josephine einen Liebesbrief zu schreiben oder eine detaillierte Verwaltungsanweisung für seinen Pariser Statthalter zu diktieren.

Konsequente Handlungsorientierung
Napoleon war fast immer bereit entschlossen zu handeln, um sich die Initiative zu sichern und die Zukunft zu gestalten.

Begeisterungsfähigkeit für sich selber
Wie Caesar und Churchill hatte Napoleon, ein sehr starkes Selbstwertgefühl und ein außergewöhnlich hohes Selbstvertrauen, die ihm ermöglichten, auch nach Rückschlägen, schnell wieder auf die Beine zu kommen und den Kampf fortzusetzen.

Mut in allen Formen
Last but not least, hat Napoleon in seinem Leben außergewöhnlichen Mut in verschiedensten Formen bewiesen.

Nicht nur physisch, was für einen Soldaten selbstverständlich sein sollte, sondern auch in der Form von Wagemut, als er z.B. mehrmals am Beginn seiner Laufbahn Verhandlungen ohne Vollmacht seiner Vorgesetzten führte oder eigenmächtig handelte, um sein Verhalten nachträglich durch seinen Erfolg zu legitimieren.

Auch hier folgte Napoleon seinem Vorbild Julius Caesar. Beide verwirklichten dabei die Maxime der griechischen Philosophie, dass der Mut die wichtigste der Tugenden sei, weil nur der Mut die Verwirklichung der anderen Tugenden sicherstellt.

Das Wichtigste in Kürze

Napoleon zeichnete sich, unter anderem, durch Lernen und intellektuelle Orientierung, konsequente Umsetzung von Innovationen, Organisationsstärke und Initiative, Geschwindigkeit, Fokus und Kompartimentalisierung, konsequente Handlungsorientierung, hohes Selbstvertrauen und Mut aus.

Schicken Sie Ihre Fragen an Michael Hirt an: karrierenews@diepresse.com

Die Fragen werden anonymisiert beantwortet.

Ausblick: Die nächste Kolumne von Michael Hirt erscheint am 29. August 2019 zur Frage: Was ist eigentlich Gruppendynamik? Vom Sinn und Unsinn eines Modebegriffes.

Hier finden Sie die gesammelten Kolumnen.

Michael Hirt ist Managementexperte und -berater, Executive Coach, Keynote Speaker und Buchautor. Hirt verhilft Führungskräften zu außergewöhnlichen Leistungs- und Ergebnissteigerungen, mit hoher Auswirkung auf den Erfolg ihres Unternehmens. Er studierte in Österreich, den USA (Harvard LPSF) und Frankreich (INSEAD MBA) und ist weltweit tätig.

Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.