Niederlande: Lachgas ist die neue Modedroge

Archivbild: Lachgas-Konsumenten beim Glastonbury-Festival 2014 in England.
Archivbild: Lachgas-Konsumenten beim Glastonbury-Festival 2014 in England.(c) Getty Images (Matt Cardy)
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Immer mehr Jugendliche „nehmen einen Ballon“, um high zu werden. Die Folgen können tödlich sein. Das Gesundheitsministerium ist alarmiert.

Den Haag. Junge Niederländern berauschen sich vermehrt mit Lachgas. Distickstoffmonoxid (N2O), wird immer häufiger auf Partys, Pop-Festivals oder einfach nur im Wohnzimmer inhaliert, um high zu werden. Auch bei Autofahrern stellt der Gebrauch von Lachgas inzwischen eine Gefahr dar.

Im Jahr 2016 wurden einem Medienbericht zufolge lediglich 60 Fälle von Lachgasgebrauch bei Lenkern festgestellt. 2017 waren es schon 130, ein Jahr später 380 und im ersten Halbjahr 2019 bereits 960 Fälle. Die Anzahl der Verkehrsunfälle, bei denen Lachgas eines Rolle spielte, habe sich im vergangenen Jahr fast verdreifacht, meldet die Polizei.

In der niederländischen Sprache gibt es für den Lachgaskonsum sogar schon einen eigenen neuen Ausdruck. Er lautet: „Een ballonnetje nemen“ – einen Ballon einnehmen. Denn das Lachgas wird meist mit Hilfe eines Ballons inhaliert. Der Gebrauch von Lachgas macht nicht nur lustig und high, er löst auch Übelkeit, Kopfschmerzen, ein vermindertes Sehvermögen und Angstzustände aus.

Intensive Lachgas-Konsumenten können zu zittern anfangen, bewusstlos werden und das Gefühl in ihren Armen und Beinen verlieren oder im schlimmsten Fall durch einen Herzinfarkt sterben.

Gefährlicher Mix

„Es gibt Menschen, die innerhalb von drei Tagen 50 Ballone Lachgas konsumieren,“ berichtet das „Nationaal Vergiftingen Informatie Centrum“ (NIVC). 2015 waren im Nationalen Zentrum für Vergiftungserscheinungen von ärztlicher Seite bloß 15 Meldungen über Lachgasmissbrauch eingegangen. In der ersten Hälfte dieses Jahres seien es schon 67 Meldungen gewesen. „Aber lange nicht alle Ärzte melden uns, wenn sie bei ihren Patienten einen Lachgas-Missbrauch feststellen,“ sagt NIVC-Sprecher Eric Trinthauser. Besonders populär ist Lachgas bei unter 30-Jährigen. Oft werde der Lachgaskonsum aber auch mit anderen Drogen wie Alkohol, Marihuana oder Kokain kombiniert, erklärt Trinthauser. Das ergebe dann einen „ganz gefährlichen Mix, der tödlich enden kann“.

Es gebe inzwischen auch Lachgas-Junkies, die den Stoff direkt aus Gasflaschen einatmen, berichtet das „Vergiftungszentrum“. Das könne dazu führen, dass die Lippen und die Lungen einfrieren. Auch der Konsum direkt aus Gasflaschen könne tödlich enden.

Im niederländischen Gesundheitsministerium läuten die Alarmglocken wegen des rasant wachsenden Lachgaskonsums unter Jugendlichen. Das Ministerium gab daher beim Drogenforschungsinstitut „Trimbos‘‘ eine Studie in Auftrag. Es soll den Umfang des Lachgaskonsums eruieren und über die Gefahren aufklären, lautet der Auftrag des Gesundheitsministeriums.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2019)

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