ams will Osram übernehmen

Osram-Chef Olaf Berlien will das Angebot der Steirer nun prüfen.
Osram-Chef Olaf Berlien will das Angebot der Steirer nun prüfen.REUTERS
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Das steirische Unternehmen ams startet einen neuerlichen Übernahmeversuch. Die an der Zürcher Börse gelistete ams-Aktie rutschte ab, das Osram-Papier legte dafür zu.

Graz/München. Nun ist es konkret: Der steirische Chiphersteller ams unternimmt einen neuen Anlauf, um den deutschen Beleuchtungskonzern Osram zu übernehmen. Die Aktie des an der Züricher Börse notierten Unternehmens ams brach daraufhin tief ein. Die Osram-Aktie legte dafür kräftig zu.

Das Übernahmeangebot ist 4,3 Mrd. Euro schwer und liegt mit 38,5 Euro je Aktie fast zehn Prozent über dem bereits vorliegenden, mit dem Osram-Vorstand abgestimmten Angebot der Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle. ams hatte schon Anfang Juli öffentlich Interesse an Osram bekundet, dann aber zunächst einen Rückzieher gemacht, weil die Finanzierung noch nicht gesichert war.

Finanzierung ist gesichert

Nun liegt es am Osram-Vorstand um Olaf Berlien, ob ams überhaupt zum Zug kommen kann. Denn dazu müsste er ein Stillhalteabkommen aufheben, das die Österreicher für einen Blick in die Bücher vereinbart hatten und das ihnen eigentlich für zwölf Monate ein Angebot verbietet.

ams will bis Donnerstag eine Antwort aus München haben. Die Finanzierung ist jetzt gesichert: Die Banken HSBC und UBS wollen die Übernahme finanzieren, einen Teil will ams später durch eine 1,5 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung ablösen, die von den Banken garantiert wird. Ein Osram-Sprecher sagte, man habe Unterlagen von ams erhalten, prüfe diese und werde sich dann dazu äußern.

Ein Sprecher von Bain und Carlyle wollte sich zu dem drohenden Gegenangebot nicht äußern. Bei dem vier Mrd. Euro schweren Angebot der beiden Finanzinvestoren ist eine Annahme keineswegs sicher. Der größte Osram-Anteilseigner, der Vermögensverwalter Allianz Global Investors, hatte die 35 Euro je Aktie als zu gering bezeichnet und angekündigt, die Offerte nicht anzunehmen. Damit schwanden die Chancen, auf 70 Prozent an Osram zu kommen.

Analysten machen sich seit Längerem über die zu starke Abhängigkeit von ams vom Großkunden Apple Sorgen. Zusammen mit Osram wäre die Autoindustrie mit 45 Prozent größter Umsatzbringer von ams. Denn der Chip-Hersteller interessiert sich vor allem für das Autozuliefer- und das Photonik-Geschäft von Osram.

Nach einer Übernahme wollen die Steirer im Osram-Werk in Regensburg neue Arbeitsplätze schaffen, indem die Front-End-LED-Produktion dort gebündelt wird. Ähnlich wie Bain und Carlyle sei auch ams zu Standort- und Beschäftigungsgarantien bereit, hieß es in der Mitteilung. Am Osram-Sitz in München sollten „wichtige Funktionen“ erhalten bleiben. Das Digital-Geschäft und das Verbraucher-Geschäft mit LED-Lampen soll nach den Vorstellungen von ams aber verkauft werden. Bedingung für die Übernahme ist – wie bei Bain und Carlyle –, dass mindestens 70 Prozent der Osram-Aktionäre ihre Papiere verkaufen.

Osram war 2013 von Siemens abgespalten worden, die Siemens-Aktionäre bekamen Osram-Aktien auf ihre Depots gebucht. Diese wurden anfangs um 24 Euro gehandelt und stiegen bis Anfang 2018 auf ein Rekordhoch von 77 Euro. Seitdem geht es nach unten. Zuletzt kostete eine Osram-Aktie knapp 35 Euro.

ams-Aktie im Zickzackkurs

Die ams-Aktie hatte Mitte des Vorjahres ein Rekordhoch von 120 Franken erreicht. Danach ging es angesichts der allgemeinen Schwäche der Halbleiterbranche (dieser setzt die abflauende Auto- und Smartphonenachfrage zu) nach unten. Anfang 2019 kostete eine ams-Aktie zeitweise nur 18 Franken. Danach erholte sie sich auf zeitweise 56 Franken. Am Montagnachmittag kostete eine Aktie 44,5 Franken. (ag./b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2019)

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