US-Regierung weicht Artenschutzgesetz auf, das Weißkopfseeadler rettete

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Wirtschaftliche Interessen sollen bei der Einstufung einer Art als bedroht oder gefährdet künftig keine Rolle mehr spielen. Tierschützer kritisieren die Änderungen am „Endangered Species Act“ scharf.

Der Wanderfalke, der Buckelwal, der Weißkopfseeadler, das Wappentier der USA, Wölfe oder Grizzlybären wären verschwunden oder stark dezimiert worden, hätte der frühere US-Präsident Richard Nixon 1973 nicht den "Endangered Species Act“ erlassen. Doch die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat dieses Gesetz zum Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten nun aufgeweicht.

Die neuen Regelungen vereinfachen es, Arten von der Liste bedrohter Arten zu streichen und verringern den Schutz gefährdeter Spezies (eine Schutzstufe unter den bedrohten Arten). Außerdem sollen nun erstmals wirtschaftliche Aspekte bei der Einstufung einer Art als bedroht keine Rolle mehr spielen. Nach Ansicht von Kritikern ebnet dies den Weg dafür, dass wirtschaftliche Interessen Einfluss auf die Klassifizierung von Arten als gefährdet oder bedroht gewinnen könnten.

Auch die Folgen des Klimawandels können Prüfer nun künftig schwieriger zur Beurteilung des Schutzstatus von Arten heranziehen. Denn die Bedrohungen durch die Erderwärmung liegen meist weit entfernt und haben keine unmittelbare Auswirkung.

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Minenarbeiten, Öl- und Gasbohrungen erleichtern

Die am Montag veröffentlichten Änderungen sollen im September in Kraft treten. Umweltschützer kritisierten die Änderungen scharf. So warf die Organisation Sierra Club der Regierung vor, wirtschaftliche Interessen über wissenschaftliche Erkenntnisse zu stellen. Die Regelungen scheinen darauf abzuzielen, Minenarbeiten, Öl- und Gasbohrungen in Gebieten, in denen bedrohte Arten leben, zu erleichtern, schreibt die „New York Times“.

Viele republikanische Politiker stoßen sich sei längerem an dem Gesetz, weil es aus ihrer Sicht zu viele Regulierungen enthält. Die Regelung sei eine Bürde für Industrie und Landbesitzer und behindere das Wirtschaftswachstum, lautet das Argument.

WWF: Tierarten in Wäldern hat sich mehr als halbiert

Derzeit listet die Behörde "Fish and Wildlife Service" mehr als 2000 Tier- und Pflanzenarten in den USA als bedroht oder gefährdet auf. Und just am Dienstag veröffentlichte die Umweltstiftung WWF eine Analyse, nach der sich die weltweiten Bestände zahlreicher Tierarten in Wäldern in den vergangenen Jahrzehnten mehr als halbiert haben: Zwischen 1970 und 2014 schrumpften die 455 untersuchten Populationen um durchschnittlich 53 Prozent. Besonders betroffen seien die Tropen und der Amazonas-Regenwald.

Als Hauptgrund für die Entwicklung wurde "durch Menschen verursachter Lebensraumverlust" genannt. In der Analyse werden aber auch Beispiele genannt, in denen sich Arten wieder erholen konnten. Bei Gorillas in Zentral- und Ostafrika etwa wird von einem Wiederanstieg der Zahl ausgegangen, dazu hätten Schutzmaßnahmen beigetragen. Insgesamt flossen in den Report Daten von 268 Wirbeltierarten ein, die in Wäldern leben oder komplett von ihnen abhängig sind. An der Arbeit waren das UN-Weltüberwachungszentrum für Naturschutz und die Zoologische Gesellschaft London beteiligt.

(red.)

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