Die geruchlose Gefahr im Badezimmer

Gastherme
Gastherme(c) dpa/dpawebNorbert Försterling)
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Sicherheit. Gastherme und Klimaanlage sind eine gefährliche Kombination. Experten geben Tipps, wie sich die tückische Kohlenmonoxid-Konzentration in der Wohnung kurzfristig und nachhaltig verhindern lässt.

Der Sommer ist nicht nur die Zeit der großen Hitze, sondern auch „Hochsaison“ für Rettung und Ärzte, wenn es darum geht, Menschen nach Kohlenmonoxidvergiftungen zu versorgen („Die Presse“ berichtete). Ursache für solche medizinischen Notfälle sind häufig mobile Klimageräte, die zur Kühlung der überhitzten Wohnung eingeschaltet und gleichzeitig mit einer Gastherme betrieben werden, weiß der Wiener Experte Richard Pyrek, der laufend Fachvorträge zu diesem Thema hält.
Die Gastherme, die zur Warmwasserbereitung dient, erzeugt nämlich als Abfallprodukt das geruchlose und unsichtbare, jedoch giftige Kohlenmonoxid. Dieses wird normalerweise durch den Rauchfang ins Freie geleitet, vom Klimagerät jedoch manchmal wieder zurück in die Wohnung gesaugt. Ein paar Atemzüge genügen: Man verspürt zunächst Schwindel und wird nach einiger Zeit bewusstlos, da der Sauerstofftransport über das Blut im Körper nicht mehr funktioniert. Ohne sofortige fremde Hilfe kann ein solcher Zwischenfall tödlich enden.

Wartung unerlässlich

Rund 450.000 Wiener Haushalte verwenden Gasthermen, um das Wasser zum Waschen oder Duschen zu erhitzen. „Oft werden dann Klimageräte spontan gekauft und daheim aufgestellt, ohne dass ein Fachmann gefragt wird, ob sich die beiden Anlagen überhaupt miteinander vertragen“, kritisiert Peter Hönig, stellvertretender Landesinnungsmeister der Rauchfangkehrer. Nachsatz: „Meistens vertragen sie sich nämlich nicht.“ Grund ist die starke Sogwirkung der Klimageräte. Wenn man die Wohnung wohltemperiert halten will, sollte man zumindest nicht gleichzeitig duschen, rät Hönig: „Es sollte immer nur jeweils eines der beiden Geräte verwendet werden.“ Ein geöffnetes Fenster ermöglicht zudem eine bessere Luftzirkulation, was die Gefahr einer Kohlenmonoxid-Ansammlung verringert. Das gilt besonders in Neubauten, deren gute Abdichtung zwar Energieeffizienz bringt, jedoch zum Bumerang werden kann, wenn das Kohlenmonoxid keine Möglichkeit zum Entweichen hat. Hundertprozentig sicher ist man aber auch dann nicht. „Ein ernstes Problem sind auch schlecht gewartete Gasthermen“, sagt Pyrek. „Diese erzeugen mehr Kohlenmonoxid als normal. Zwar hat jedes Gerät einen Sensor, der bei Überschreiten eines Grenzwertes zu einer Sicherheitsabschaltung führt, doch kann Schmutz oder Staub dazu führen, dass sich der Auslösemechanismus verzögert oder gar nicht funktioniert.“ In dieser Zeit könne die Giftgaskonzentration schon gefährlich angestiegen sein. Der Experte weist weiters darauf hin, dass Gasthermen nicht nur dann verschmutzen, wenn sie in Betrieb sind: „Mikrostaub oder Tierhaare können sich jederzeit dort verfangen.“ Michael Mock, Geschäftsführer der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW), betont daher die Bedeutung einer regelmäßigen Wartung der Geräte. Eine solche ist laut Gesetz mindestens alle zwei Jahre durchzuführen, die meisten Hersteller empfehlen allerdings eine jährliche Überprüfung. „Das erhöht nicht nur die Lebensdauer der Geräte, sondern macht sie auch sicherer“, sagt Mock.

„Verstopfte“ Kamine

Die Sommerhitze ist übrigens ebenfalls ein Risikofaktor. Hönig spricht von „Luftpfropfen“, die sich im Kamin bilden können, wenn die Luft dort aufgrund der Sonneneinstrahlung zu warm ist. Diese blockieren dann die kohlenmonoxidhaltige Abluft der Gastherme, die im Rauchfang hängen bleibt und umso leichter vom Klimagerät in die Wohnung zurückgesaugt werden kann. „Bei mehr als 30 Grad und wenn es noch dazu keine Windbewegung gibt“, rät Pyrek daher überhaupt von der Inbetriebnahme einer Gastherme ab. „Meist ist es ja die Kombination mehrerer Faktoren, die gerade im Sommer zu so vielen Unfällen führt“, weiß der Experte: Eine erhöhte Kohlenmonoxidproduktion durch eine schlecht gewartete Gastherme, dazu ein hitzebedingt verminderter Abzugseffekt im Kamin und ein Klimagerät, das die giftigen Gase zurück ins Zimmer holt. Sicherer als die beliebten Klimageräte mit Abluftschlauch sind laut Experten sogenannte Split-Geräte, weil diese keine Raumluft ansaugen. Selbige sind allerdings teurer und können nicht einfach aufgestellt, sondern müssen vom Fachmann installiert werden.
Wer ganz sicher gehen will, besorgt sich einen Kohlenmonoxid-Warnmelder, den es in vielen Baumärkten gibt. Solche Zuverlässigkeit hat freilich ihren Preis, wobei zu bedenken ist, dass jeder Warnmelder nur einen Raum erfasst. Und: Selbst ein solches Alarmgerät macht nicht die Wartung der Gastherme oder die Expertenüberprüfung vor der ersten Inbetriebnahme eines neuen Klimageräts überflüssig.

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