Streit um Beichtgeheimnis: Australischer Erzbischof würde Gefängnis vorziehen

Die katholische Kirche in Australien ist durch mehrere Missbrauchsfälle und Vertuschungsvorwürfe in der Krise.
Die katholische Kirche in Australien ist durch mehrere Missbrauchsfälle und Vertuschungsvorwürfe in der Krise.APA/AFP/ASANKA BRENDON RATNAYAKE
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Ein Gesetzesentwurf sieht vor, dass Priester in Australien den Behörden melden müssen, wenn jemand bei ihnen Kindesmissbrauch beichtet. In manchen Landesteilen wird das bereits so gehandhabt.

Der australische Erzbischof Peter Comensoli würde nach eigenen Worten lieber ins Gefängnis gehen, als bei Missbrauchsbekenntnissen das Beichtgeheimnis zu brechen. Das sagte der Erzbischof von Melbourne australischen Medien (Donnerstag), wie laut Kathpress die deutsche katholische Nachrichten-Agentur (KNA) berichtete.

Hintergrund ist die Beratung im Parlament des australischen Teilstaates Victoria über einen Gesetzentwurf, der die Verpflichtung von Priestern und anderen Berufsgruppen wie Lehrern vorsieht, jeden Fall von sexuellem Missbrauch von Kindern bei der Polizei anzuzeigen. Das schließt auch Fälle ein, von denen Priester in der Beichte erfahren. Wer dieser Verpflichtung nicht nachkommt, soll demnach mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden.

Justizministerin: Religiöse Ansichten „zweitrangig"

Die Justizministerin von Victoria, Jill Hennessy, erklärte am Donnerstag vor Journalisten in Melbourne, religiöse Ansichten seien "zweitrangig", wenn es um den Schutz von Kindern gehe. In Victoria stellt die sozialdemokratische Labor Party die Regierung. Die konservative Oppositionskoalition aus Liberaler und Nationaler Partei erklärte jedoch ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Unterstützung des Gesetzes.

Im Stadtstaat Canberra und anderen australischen Teilstaaten sind Priester bereits jetzt gesetzlich gezwungen, bei Missbrauchsfällen das Beichtgeheimnis zu brechen. In Victoria und den anderen Staaten berufen sich die Gesetzgeber auf eine Empfehlung der staatlichen Missbrauchskommission, die nach fünfjähriger Arbeit im Dezember 2017 ihren Abschlussbericht vorgelegt hatte.

(APA)

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